Immer schön rechts fahren

In Brandenburg präsentiert ein Lieblingsmodelabel der Neonazis die Blitzerwarnungen im lokalen Rundfunk

Die Warnungen vor den Geschwindigkeitskontrollen der Polizei sind im brandenburgischen Lokalradio derzeit besonders hörenswert. „Der Blitzer wird Ihnen präsentiert von Thor Steinar – the Nordic company“, wird der Hörer vor den Meldungen begrüßt. Und verabschiedet mit: „Thor Steinar – dein Freund und Helfer.“

Ja, richtig gehört. Thor Steinar, die bei Rechtsextremen beliebte Bekleidungsmarke, bezahlt einen Verkehrsservice des Lokalsenders Radio Königs Wusterhausen, der am südöstlichen Berliner Stadtrand sendet. Am Mittwoch wurde der Trailer das erste Mal ausgestrahlt, obwohl den Radiomachern der Ruf des Klamottenlabels durchaus klar war. Schließlich sitzt die Firma Mediatex, die Thor Steinar produziert, in einem Nachbarstädtchen. „Ich wusste, dass die in der rechtsextremen Ecke gesehen werden“, sagt Geschäftsführerin Cornelia Gödecke, „aber rein rechtlich ist bei Thor Steinar doch nichts zu beanstanden.“ Schließlich sei die Marke nicht verboten.

Zumindest nicht in Brandenburg, wo das Oberlandesgericht das Runenlogo der Firma im Herbst 2005 als nicht verfassungswidrig einstufte. In anderen Bundesländern ist das anders, doch abseits juristischer Detaildebatten ist unstrittig: Thor Steinar stellt mit seinen „Freya“-Shirts und „Walküre“-Pullovern die von Rechtsextremen am liebsten gekaufte Kleidung her und verdient mit seinem Image als Neonazi-Marke Nummer eins sehr viel Geld.

Da waren die 3.000 Euro, mit denen sich der Geschäftsführer von Mediatex das Recht erkaufte, vor den Laserpistolen der Brandenburger Polizei zu warnen, wohl eher Peanuts. Ihr kleiner Sender habe diese Unterstützung aber dringend gebraucht, sagt Gödecke. Die ehemalige Parlamentarierin, die von 1994 bis 1999 für die SPD im Brandenburger Landtag saß, meint, „moralische Debatten“ seien „ja schön und gut“. Sie müsse „aber am Monatsende die Mitarbeiter bezahlen“. Es sei schließlich nicht ihre Schuld, dass ihr Sender jetzt von Thor Steinar mitfinanziert werde, sagt Gödecke weiter: „Wenn die Antifa bei mir Werbung schalten und bezahlen würde, müsste ich auch nicht den Steinar-Spot senden.“

So kann Mediatex weiter daran arbeiten, Thor Steinar auch übers Radio als Popmarke zu etablieren. Unter über 100 Textillabels mit explizitem Rechtsrand-Image ist Thor Steinar für den Jugendforscher Klaus Farin und das Berliner Antifaschistische Pressearchiv (Apabiz) die einzige Marke, die einen breiteren Kundenstamm erreicht. Mediatex finanziert inzwischen auch Boxveranstaltungen mit und ist laut Apabiz als Sponsor für den gern von Hooligans frequentierten Fußballclub BFC Dynamo Berlin im Gespräch. DANIEL SCHULZ