: Grüne kritisieren Geheimanbau von Genmais
Mit nur minimalen Sicherheitsabständen ist in Niedersachsen zu Testzwecken an 35 Standorten heimlich Genmais angebaut worden. Beteiligt waren daran auch die ehemaligen Landwirtschaftskammern Hannover und Weser-Ems
In Niedersachsen ist in den Jahren 1999 bis 2004 heimlich, still und leise an 35 Orten Genmais angebaut worden. Das ergibt sich aus der Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage des bündnisgrünen Abgeordneten Hans-Jürgen Klein. Weder die Öffentlichkeit noch die Nachbarn und manchmal nicht einmal die Grundstückseigentümer wurden über die Freilandexperimente informiert. Die Grünen bezeichneten das als „Skandal“. Nach Angaben der Landesregierung bestand damals keine Anzeigepflicht.
Aus Sicht der Partei wurden bei den Anbauexperimenten ungenügende Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Die Landesregierung räumte ein, dass die Versuchsfelder zum Schutz gegen das Auskreuzen manipulierter Gene nur mit zehn Meter breiten Streifen aus konventionellem Mais umgeben wurden. Sie gestand zu, dass es selbst bei einer Mantelsaat von mehr als 20 Metern zu Auskreuzungen kommen könne. Die Versuchsfelder seien aber so platziert worden, dass sich „der Abstand zu benachbarten Maisanbauflächen in den meisten Versuchsanlagen deutlich“ erhöht habe. Weil die genveränderten Sorten nach EU-Recht zugelassen waren, erlaubte die Landesregierung zudem, dass die Ernte verfüttert oder untergepflügt wurde.
Damit habe sie eine flächendeckende Verbreitung des manipulierten Maises riskiert oder sogar schon eingeleitet, kritisierte der Abgeordnete Klein. Die „Geheimaktion“ zeige, wie verantwortungslos Firmen und Behörden mit der Risikotechnologie umgingen, wenn ihnen keine engen Grenzen gesetzt würden. Klein ärgert es, dass die ehemaligen Landwirtschaftskammern Hannover und Weser-Ems zum Teil an den Versuchen beteiligt waren. „Es fragt sich, ob man nach dieser Aktion davon ausgehen kann, dass die Kammern noch die notwendige Unabhängigkeit besitzen“, sagte der Abgeordnete. Die Versuchsfelder lagen in den Kreisen Cloppenburg, Gifhorn, Uelzen, Northeim, Rothenburg/Wümme, Ammerland, Celle, Diepholz und Osnabrück sowie in der Grafschaft Bentheim und in der Region Hannover. Gernot Knödler