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Archiv-Artikel

Zechen ohne Feinstaub

Der Hamburger Gaststättenverband sträubt sich gegen ein Rauchverbot. Das werde die Umsätze bei den gebeutelten Wirten drücken, orakeln sie. Zumindest die bayerischen Kollegen sehen das anders

Hamburgs Gastronomen sträuben sich gegen ein Rauchverbot. Während der CDU-Senat an einer gemeinsamen Regelung zumindest mit Schleswig-Holstein arbeitet, wirbt die Hamburger Sektion des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) für eine „liberale Lösung“. Ein Gesetz zum Schutz von Nichtrauchern sei unnötig, behauptet Dehoga-Präsidentin Rose Pauly. „Wir müssen den Kräften des Marktes mehr Vertrauen schenken.“

Nachdem die Bundesregierung an dem Versuch gescheitert ist, ein Rauchverbot zu erlassen, sehen sich jetzt die Länder genötigt, dem Zeitgeist gerecht zu werden. In Hamburg gebe es noch keine Pläne für ein Nichtrauchergesetz, sagt der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Hartmut Stienen. „Wir werden jedoch an der Arbeitsgruppe der Länder zu einer einheitlichen Regelung teilnehmen“, kündigt er an. Auf eine solche Arbeitsgruppe hatten sich die Ministerpräsidenten vergangene Woche geeinigt. Hamburg werde sich vor allem mit Schleswig-Holstein abstimmen, sagt Stienen.

Ein Gesetz würde die freiwillige Vereinbarung zum Nichtraucherschutz zwischen der Dehoga und dem Bundesgesundheitsministerium unterlaufen, gibt Pauly zu bedenken. Demnach sollen bis März 2007 mindestens 60 Prozent aller Restaurants mindestens 40 Prozent ihrer Plätze für Nichtraucher bereithalten. Ein Jahr später sollen 90 Prozent aller Gaststätten Nichtraucherplätze für mindestens 50 Prozent der Gäste anbieten.

Pauly geht davon aus, dass diese Zielvereinbarung in Hamburg erreicht wird. Schon jetzt führten viele Gastronomen Nichtraucherzonen ein. In Hamburg unternähmen lediglich 20 Prozent der Wirte nichts, um Nichtraucher zu schützen. Das habe eine Umfrage der Dehoga unter 150 Mitgliedern ergeben. Insgesamt gehören der Dehoga in Hamburg etwa 2.200 Wirte an.

Ein Rauchverbot werde zu Umsatzeinbußen führen, orakelte Pauly. „Die gab es bereits in den europäischen Nachbarländern“, warnte sie.

Siegfried Gallus, Präsident des bayrischen Gastronomieverbandes, hat andere Informationen: Ein italienischer Kollege habe bis vor einem Jahr ein Raucherlokal betrieben. Seit einem Jahr bediene er nur noch Nichtraucher. „Inzwischen macht er 13 Prozent mehr Umsatz“, sagt Gallus, der seit 23 Jahren ein Familienhotel in Oberbayern betreibt. Ganz gegen die Politik des Dehoga-Bundesverbandes fordert er, ein Rauchverbot in der gesamten Gastronomie einzuführen. Umsatzeinbußen befürchtet der Verbandspräsident nicht.