: Erstmals Verfahren wegen Gruppenvergewaltigung
ÄGYPTEN 13 Männern wird sexuelle Gewalt vorgeworfen. Video zeigt eine Misshandlung
KAIRO/BERLIN afp/taz | Erstmals haben die Behörden in Ägypten ein Verfahren wegen Gruppenvergewaltigung und sexuelle Angriffe auf Frauen eingeleitet. 13 Männer sollten wegen sexueller Übergriffe auf dem Kairoer Tahrirplatz vor Gericht gestellt werden, erklärte die Generalstaatsanwaltschaft am Samstag.
Den Verdächtigen werden Entführung, Vergewaltigung, andere sexuelle Übergriffe, versuchter Mord und Folter vorgeworfen. Die Taten ereigneten sich der Anklage zufolge im Januar 2013 während der Feiern zum zweiten Jahrestag des Sturzes von Exstaatschef Husni Mubarak sowie Anfang dieses Monats bei Feiern zur Wahl und zur Amtseinführung des neuen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi.
Sexuelle Übergriffe auf Frauen in Menschenmengen sind in Ägypten in den vergangenen Jahren zunehmend zum Problem geworden. Bei Demonstrationen oder Versammlungen auf dem Tahrirplatz werden immer wieder Frauen von Gruppen von Männern eingekreist, vergewaltigt oder anderen Formen von sexueller Gewalt ausgesetzt.
Am Samstag demonstrierten Hunderte Frauen in Kairo gegen die Übergriffe. Ein im Internet verbreitetes Video einer sexuellen Misshandlung auf dem Tahrir hatte zuvor Aktivisten empört. Es zeigt, wie Männer eine junge Frau umzingelt, ihr die Kleider vom Leib reißt und sie misshandelt. Dann wird die Frau zu einem Krankenwagen gebracht. Das Video wurde erstmals am 4. Juni gezeigt, einen Tag nach der Verkündung der offiziellen Ergebnisse der Präsidentenwahl. Inzwischen hat die Regierung YouTube darum gebeten, das Video zu entfernen. Am vergangenen Mittwoch hatte al-Sisi das Opfer des sexuellen Gruppenangriffs im Krankenhaus besucht.
Anfang des Monats hatte Interimspräsident Adly Mansour ein Dekret unterzeichnet, in dem sexuelle Belästigung als ein Verbrechen eingestuft wird, auf dem bis zu fünf Jahre Gefängnis sowie eine Geldstrafe stehen. Bislang gab es kein derartiges Gesetz. Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch haben den ägyptischen Behörden wiederholt Untätigkeit vorgeworfen. B. S.