„10 Jahre lang falsch informiert“

FLUGROUTEN Die Initiatorin des Protests gegen die Flugrouten fordert „Zurück auf Los“

■ Die 44-Jährige ist Sprachrohr der Bürgerinitiative „Keine Flugrouten über Berlin“. Die Politik- und Wirtschaftswissenschaftlerin wohnt in Nikolassee.

taz: Frau Bone-Winkel, was erwarten Sie von der Fluglärmkommission, die heute tagt?

Marela Bone-Winkel: Ich hoffe, dass heute endlich Fakten auf den Tisch kommen. Die Deutsche Flugsicherung sollte verschiedene Vorschläge bezüglich ihrer Wirtschaftlichkeit und des Lärmschutzes prüfe, und ich hoffe sehr, dass sie sich diesmal konkret dazu äußern wird. Die letzten beiden Sitzungen sind ja diesbezüglich ergebnislos verstrichen.

Was für alternative Flugrouten favorisieren Sie?

Unsere Parole war immer „Außenrum statt obendrüber“ – damit möglichst wenige Menschen betroffen werden. Was die Besonderheit von Berlin-Brandenburg ist, ist der politische Hintergrund: Es waren Flugrouten im Gespräch, auf die sich die Leute verlassen haben. Als Startpunkt jeglicher weiteren Planung müssen wir deshalb zurück zu den parallelen Flugrouten aus dem Planfeststellungsbeschluss.

„Zurück auf Los“ also?

Genau. Zumindest müssen zuallererst die Routen gelten, die im Planfeststellungsbeschluss standen. Dann muss man alles machen, damit diese Routen geflogen werden können. Sollte es nicht dabei bleiben können, darf es, verglichen mit den Lärmzonen, die sich aus den ursprünglichen Routen ergeben, keine neuen Betroffenen geben.

Halten Sie dann die Klage der Gemeinde Kleinmachnow gegen den BBI für richtig?

Ich finde es berechtigt, dass sich die Menschen in Kleinmachnow mit jedem Mittel gegen die Flugrouten wehren. Schließlich sind sie massiv von den abknickenden Flugrouten betroffen. Ohne davon gewusst zu haben und ohne sich wehren oder darauf einrichten zu können. Im Gegenteil: Über zehn Jahre lang wurde ihnen offiziell mitgeteilt, sie seien vom Fluglärm eben nicht betroffen. Es liegt nun in der Hand des Flughafens selbst, seinen eigenen Flughafen zu retten, indem man die Flugrouten des Planfeststellungsbeschlusses beibehält.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den anderen Initiativen?

Die Zusammenarbeit ist sehr eng. Wir haben das Berlin-Brandenburger-Bündnis gegen die neuen Flugrouten gegründet, mit dem wir die Großdemonstration am 23. Januar organisieren. Auch wenn einige den Baustopp wollen, was wir nicht fordern, verfolgen wir definitiv gemeinsame Ziele: dass jetzt nicht auf einmal hunderttausende Menschen von Fluglärm und -abgasen betroffen sind, die über 10 Jahre lang falsch informiert wurden. INTERVIEW: SIMON POELCHAU