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Archiv-Artikel

Shoppen und Staunen

Es soll das Herz der Hafencity werden. Jetzt liegen die Pläne für das Überseequartier auf dem Tisch. Ein Pendant zum Science-Center wird es nicht geben. 2012 soll das gesamte Areal fertig sein

von Gernot Knödler

Der Senat und ein Investorenkonsortium haben entschieden, wie die Gebäude des Überseequartiers in der Hafencity aussehen sollen. Das Quartier soll das Herz des neuen Stadtteils werden. Hier sollen die Kreuzfahrt-Touristen ankommen und shoppend und staunend zur Alster flanieren. Eine gestern eröffnete Ausstellung im Kreuzfahrterminal zwei zeigt bis zum 28. Januar die ausgewählten Entwürfe und die verworfenen Alternativen.

Im Gegensatz zu den bisherigen, kleinteilig vergebenen Teilen der Hafencity, wird das große Areal des Überseequartiers aus einer Hand entwickelt. Ein Konsortium aus den Firmen Groß & Partner, ING Real Estate und SNS Property Finance investiert 800 Millionen Euro. Dazu kommt Geld der Stadt für ein Science-Center. 2003 hatte das Darmstädter Büro Trojan&Trojan den städtebaulichen Wettbewerb für das Areal gewonnen. 2005 einigte sich der Senat mit dem Konsortium, wobei der ursprüngliche Plan abgewandelt wurde.

Nach den jetzt vorliegenden konkreten Entwürfen fällt das großartige Pendant zum geplanten Science-Center direkt am Magdeburger Hafen weg. Das Wissenschaftsmuseum und das Kreuzfahrterminal sollten ursprünglich wie die beiden Hälften eines gespaltenen Kieselsteins aussehen. Die Hälfte fürs Museum soll hochkant stehen, die Hälfte für die Kreuzfahrer sollte auf dem Bauch liegen.

„Das Kreuzfahrterminal braucht möglichst viel Fläche im Erdgeschoss“, sagte Oberbaudirektor Jörn Walter vor der Ausstellungseröffnung. Die auf dem Bauch liegende Kieselhälfte habe dieser Forderung nicht entsprochen. Senat und Investoren wählten deshalb einen Entwurf des römischen Architekten Massimiliano Fuksas: ein mehrflügeliges Hotel aus gerundeten Formen über einem zweigeschossigen, ausladenden Sockel für das Fähr- und ein Busterminal (siehe Abbildung). Die Jury tat sich schwer bei der Auswahl: Sie vergab vier erste Preise und ließ Fuksas planen, der noch einmal einen neuen Entwurf vorlegte.

Neu am Gesamtplan für das Viertel ist die Homogenität der Teilquartiere. Sie hatten zunächst alle ein eigenes Gesicht erhalten sollen. Bei den einzelnen Gebäuden wählten die Juroren zurückhaltende Entwürfe. Fassaden, wie sie uns aus der Stadt vertraut vorkommen, erhielten den Vorzug vor phantasievolleren Vorschlägen. Die Verwendung von Ziegeln und Glas soll Normalität schaffen. „Wir wollen, dass, wenn man nach Hamburg kommt, es sofort begreift“, sagte Walter.

Die Planer verzichteten auf eine zweite Fußgängerebene, wie sie Trojan&Trojan im Zentrum des Quartiers vorgeschlagen hatten. Das denkmalgeschützte Alte Hafenamt soll nach einer Idee der Architekten Bolles+Wilson in eine Markhalle umfunktioniert werden. Weil der alte Gebäudekomplex im Gegensatz zu seiner neu entstehenden Umgebung nicht auf einer Warft liegen wird, soll er zum Ausgleich ein Türmchen erhalten. Als Gebäude niedrig und tiefer liegend, dürfte das Hafenamt viele Besucher überraschen. „Das kann ein richtiges Kleinod werden“, sagt Walter.

Die Wohn- und Bürogebäude im Überseequartier können bis zu dreistöckige Sockel für Läden und Lokale haben. So werde ein Stück lebendige Innenstadt ähnlich der Mönckebergstraße erzeugt, sagte Walter. „Das wird Hamburg von vielen anderen dieser großen Entwicklungen unterscheiden.“

Mit dem Bau von Wohnungen an der Speicherstadt wollen die Investoren im Sommer 2007 beginnen. Die Mieten seien bei „etwas über zehn Euro“ kalkuliert, sagte Investor Jürgen Groß. Viele Wohnungen würden verkauft. 2012 soll alles fertig sein.

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