KOMMENTAR: KLAUS IRLER ÜBER DEN VERKAUF VON GUT FRESENHAGEN : Ein Abschied in Würde
Nun ist es also doch zum Verkauf des Rio Reiser Hauses in Fresenhagen gekommen. Reisers Erben konnten den Unterhalt für das Haus nicht mehr finanzieren. Dass sie knapp ein Jahr für den Verkauf gebraucht haben, hatte auch damit zu tun, dass sie nicht an den Erstbesten verkaufen wollten. Nun ist es eine Pädagogin geworden, die in Fresenhagen eine Jugendhilfe-Einrichtung aufbauen will. Das passt und ermöglicht der ehemaligen Landresidenz von Rio Reiser und seiner Band Ton Steine Scherben einen Abgang in Würde.
Für das Gedenken an Reiser ist der Verkauf trotzdem ein Verlust. Allerdings einer, der auszuhalten ist: Reiser ist ein Berliner Künstler und seine Bedeutung für die Popmusik und für linksalternative Lebensentwürfe hat er durch eine Szene zugesprochen bekommen, die in den Großstädten zu Hause ist. Entsprechend wenig Unterstützung kam aus der Region. Reiser ist kein Star des platten Landes. Dass sein Grab und sein Nachlass nun komplett nach Berlin gehen, ist nur konsequent.
Interessant ist, dass in den vergangenen Jahren auch aus den Städten zu wenig Unterstützung für das Haus kam. Das mag daran liegen, dass Reiser für die Nachgeborenen nicht mehr die Ikone ist, die er für seine Generation war. Dass es in Fresenhagen ein Rio Reiser-Haus gab, ist selbst unter jüngeren Leuten mit Pop-Interesse keineswegs immer bekannt. Auch deswegen war das Haus nicht zu halten.
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