DIE BUNDESREGIERUNG WILL TORNADOS NACH SÜDAFGHANISTAN SCHICKEN: Hilfe bei einem falschen Krieg
Alle Signale aus Berlin deuten darauf hin, dass die Bundeswehr Tornado-Flugzeuge im Süden Afghanistans einsetzen wird. Ihre Aufgabe ist die Aufklärung des Luftraums, wie es im offiziellen Regierungsdeutsch euphemistisch heißt. Tatsächlich dient sie der Vorbereitung von Luftangriffen. Damit würde sich Deutschland noch direkter und wirkungsvoller als bisher an einem Krieg beteiligen, in dem die Nato gegen die Taliban und internationale Terrorgruppen kämpft und in dem viel zu oft auch unbeteiligte Zivilisten getötet werden. Das ist zu bedauern – so wie das gesamte Vorgehen der Nato, das den Westen in eine Sackgasse führt.
Die Strategie der Alliierten, mit möglichst wenig Bodentruppen und möglichst wenigen eigenen Opfern die Anhänger der früheren afghanischen Regierung sowie sämtliche Terroristen aus dem In- und Ausland auszuschalten, ist gescheitert. Die eigentlichen Feinde sind kaum geschwächt. Stattdessen wurden durch den brutalen Luftkrieg all jene in der islamischen Welt gestärkt, die Hass gegen den Westen schüren. Jedes von der Nato getötete Kind, jedes zerbombte Haus liefert ihnen neue Argumente. Doch selbst wer das in Kauf nimmt, muss sehen, dass ein militärischer Sieg nicht zu erreichen ist – auch deshalb, weil die feindlichen Kämpfer Nachschub aus dem Nachbarland Pakistan erhalten. Die Nato aber kann dagegen wenig tun. Aus guten Gründen nimmt sie Rücksicht auf die Führung der Atommacht Pakistan, die zum eigenen Machterhalt zwischen dem Westen und den Islamisten hin und her laviert.
Ein sofortiger Abzug der Nato wäre trotzdem nicht wünschenswert, weil er Afghanistan dem Chaos auslieferte. Nötig wäre ein Strategiewechsel. Hin zu mehr Aufbauhilfe, militärisch abgesichert. Den rücksichtslosen Luftkrieg fortzusetzen ist sinnlos und gefährlich. Dass ihn Deutschland nun noch aktiver unterstützt, ist traurig, aber keine Kehrtwende. Schon bisher hat Berlin den USA im Süden geholfen. Mit der Bereitstellung von Aufklärungspiloten bleibt Deutschland bei seiner fragwürdigen Linie: Mithilfe bei einem falschen Krieg – ja. Selbst bomben und schießen– nein. Damit schützt die Regierung die eigenen Soldaten, aber nicht die Afghanen. LUKAS WALLRAFF
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