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Archiv-Artikel

Fotograf Verletzung erlegen

Deutsch-französischer Fotograf stirbt in Tunis: Der beim Aufstand in Tunesien verletzte deutsch-französische Fotograf ist tot. Lucas Mebrouk Dolega starb in einem Krankenhaus in Tunis, wie das französische Außenministerium am Montagabend mitteilte. Der 32-jährige Reporter war am Freitag bei den Ausschreitungen in Tunis aus nächster Nähe von einer Tränengasgranate am Kopf getroffen worden.

Lucas Mebrouk Dolega berichtete als Bildreporter für die european pressphoto agency (epa) von den Protesten in Tunesien. Er galt als erstklassiger und verantwortungsbewusster Fotograf. Die französische Regierung sprach von einem Akt der vorsätzlichen Tötung und forderte eine Untersuchung der Umstände. Dolegas deutscher Mutter Karin von Zabiensky zufolge hatten Polizisten aus fünf bis sechs Metern Entfernung auf ihren Sohn geschossen. (dpa/taz)

Ben Alis Partei ausgeschlossen: Die Sozialistische Internationale (SI) hat die Partei des gestürzten tunesischen Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali ausgeschlossen. Dies gab am Dienstag der Fraktionsvorsitzende der Sozialisten im Europaparlament, Martin Schulz (SPD), bekannt. Ben Alis Demokratisch-Konstitutionelle Sammlungsbewegung (RCD) gehörte seit den Siebzigerjahren der SI an.

Auf deren Webseite hieß es, der Ausschluss stünde „angesichts der außergewöhnlichen Umstände in Einklang mit den Werten und Prinzipien unserer Bewegung“. Der Linken-Bundestagsabgeordnete Diether Dehm nannte den Ausschluss zu spät und „peinlich“. Über 20 Jahre habe die SI „in skandalöser Nibelungentreue“ zur Partei des „Diktators Ben Ali“ gestanden. Die Nationaldemokratische Partei Ägyptens von Präsident Husni Mubarak gehört weiterhin der SI an. (afp/taz)

Weitere Selbstverbrennungen: Vor dem ägyptischen Parlament hat sich am Dienstag erneut ein Mann mit Benzin übergossen und angezündet. Das berichteten Politiker. Der 63 Jahre alte Ägypter sei mit Verbrennungen in ein Krankenhaus gebracht worden. Zu seinem Motiv lagen zunächst keine Angaben vor. Am Vortag hatte dort bereits ein anderer Mann versucht, sich selbst zu verbrennen, um damit angeblich gegen die Schließung seines Restaurants zu protestieren. Die ägyptische Nachrichtenseite youm7 meldete, in Alexandria habe sich ein 25-jähriger Arbeitsloser auf dem Dach seines Elternhauses angezündet. Der junge Mann erlag seinen schweren Verletzungen.

Auch in Algerien und Mauretanien hatte es in den vergangenen Tagen ähnliche Vorfälle gegeben. Offensichtlich nahmen sich diese Menschen den arbeitslosen Tunesier Mohammed Bouazizi zum Vorbild, der sich im Dezember selbst verbrannt hatte. Sein Selbstmord hatte die Proteste gegen Preissteigerungen und Arbeitslosigkeit in Tunesien eskalieren lassen, was letztlich zum Sturz von Präsident Ben Ali führte. (dpa/taz/afp)