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Archiv-Artikel

Christen beten in der Schule lieber alleine

Evangelische und katholische Bischöfe bekräftigen ihre Ablehnung gemeinsamer interreligiöser Feiern mit Muslimen

BERLIN afp ■ Die Kirchen in Deutschland haben zu Weihnachten für einen Dialog mit dem Islam geworben, zugleich aber eine Vermischung der Religionen strikt abgelehnt. Vertreter der beiden großen christlichen Konfessionen zeigten dabei Verständnis für das Verbot multireligiöser Feiern an Schulen, das der Kölner Erzbischof Joachim Meisner vor drei Wochen ausgesprochen hatte. Meisner musste zunächst heftige Kritik aus verschiedenen politischen und weltanschaulichen Lagern einstecken. Dass auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in ihrem kürzlich vorgelegten Islam-Papier „interreligiöses Beten“ ablehnt, ging in der ersten Aufregung unter.

Die Bischöfin der evangelischen Landeskirche Hannover, Margot Käßmann, sagte an den Feiertagen in einem Rundfunkinterview: „Ich bin dagegen, einfach zu sagen, wir können hier interreligiös miteinander feiern.“ Zwar wandte sie sich gegen ein schroffes Verbieten. Christen könnten auch bei Gebeten von Muslimen anwesend sein und umgekehrt. „Aber das einfach zu vermischen, das geht mir oft zu schnell, so mit einem Wegwinken: Ist doch alles das Gleiche.“ Der Dialog mit dem Islam sei eine schwierige Balance. „Es gibt viele Muslime, mit denen wir großartig im Dialog sind“, sagte Käßmann. Bei Radikalisierung und Fundamentalismus müssten die Christen aber deutlich sagen, dass Gewalt in keiner Weise ein Weg sein könne.

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, sprach in seiner Weihnachtspredigt im Münchener Liebfrauendom von pädagogisch gut gemeinten Versuchen, nichtchristliche Kinder durch gemeinsames Beten mit den christlichen Kindern zu integrieren. Diese Versuche würden aber nicht weiterhelfen, weil die Kinder zuerst in ihrer eigenen Religion beheimatet sein und darin Toleranz lernen müssten. Diese Beheimatung fänden sie „nicht in einer Vermischung der Religionen, die notgedrungen nivelliert, sondern in der Vertiefung des eigenen Glaubens“.

Wetter sagte, der feste unnachgiebige Glaube der Muslime sei eine „positive Herausforderung“ für die Christen, in ihrem Glauben nicht wankend zu werden. Er wandte sich gegen eine Vermischung oder Gleichschaltung religiöser Anschauungen. In einer globalen Welt sei der Dialog der Kulturen und Religionen erforderlich. Das bedeute jedoch nicht, die eigene Position aufzugeben.