Bauhaus ohne Moderne

AUSSTELLUNG Das Gerhard Marcks Haus vermittelt in einer Doppel-Ausstellung mit Lyonel Feininger auch neue Erkenntnisse über seinen Namensgeber

Es passt nur auf den ersten Blick vieles nicht so recht zusammen in dieser Ausstellung. Das fängt schon mit den beiden Künstlern an: Lyonel Feininger (1871-1956) und Gerhard Marcks (1889-1981). Und dann so viel Malerei! Im „Bildhauermuseum des Nordens“. Und was haben überhaupt Gerhard Marcks und das Bauhaus miteinander zu tun? Und wie passt der Titel „Tradition aus dem Bauhaus“ zusammen mit der sonst so zwangsläufigen Kombination jener Weimarer Kunstschule mit den Begriffen „Moderne“ und „Avantgarde“?

Nun gut, könnte man einwenden, Feininger und Marcks waren jahrzehntelang Freunde. Andererseits, das sagt Museumsdirektor Arie Hartog zu recht, „das typisch zeitgenössische, sentimentale Interesse am privaten Leben hat in einem Museum nichts zu suchen“. Und so geht es darum, dankenswerterweise, gerade nicht in dieser Ausstellung.

Die beiden Künstler kennen sich, weil sie, ja: auch Marcks, von Walter Gropius als Lehrer an das eben neu gegründete Bauhaus berufen wurden – Feininger als Formmeister für die Druckerei, Marcks als ebensolcher für die Töpferei. Getöpferte Exponate gibt es gleichwohl in nur einer einzigen Vitrine dieser Schau. Das frühe Bauhaus, und auch das wird hier deutlich, war gerade keine Schule der Avantgarde, sondern noch sehr dem Expressionismus verpflichtet. Und als ihr Weg sich in den Zwanzigern klar in Richtung Technik und kommerzialisiertem Industriedesign entwickelte, nahmen Feininger und Marcks ihren Abschied und galten fortan als Außenseiter der Kunstschule.

Von diesem Ausgangspunkt zeichnet die Ausstellung anhand geographischer Kristallisationspunkte ebenso beharrlich wie kenntnisreich die zahlreichen künstlerischen Parallelen und gemeinsamen Entwicklungslinien der beiden Männer nach. Sie endet schließlich in den USA der 50er Jahre, wo der emigrierte, heimatlose Feininger stirbt.

Dazwischen stehen 132 Exponate – viele Gemälde und eher wenige Skulpturen, dazu Aquarelle, Zeichnungen und frühe Holzschnitte. Einiges darunter, so wie etwa die 1920 geschaffene „Große Thüringer Mutter“ von Marcks oder die später als „entartet“ diffamierte Gipsfigur „Sitzende mit verschränkten Armen“, die erstmals, oder jedenfalls erstmals seit Langem zu sehen sind. Und am Ende einer wundervollen Ausstellung fügt sich alles ganz hervorragend zusammen. Jan Zier

Eröffnung: Sonntag, 11.30 Uhr. Zu sehen bis zum 25. April