das wichtigste : Hunderte Tote in Nigeria
Pipeline in einem dicht besiedelten Viertel von Lagos explodiert, während Anwohner sie anzapfen
LAGOS rtr/ap/taz ■ Bei der Explosion einer illegal angezapften Pipeline in der nigerianischen Metropole Lagos sind am Dienstag bis zu 500 Menschen getötet worden, eventuell auch mehr. Der Unglücksort war mit Leichen übersät, die bis zur Unkenntlichkeit verbrannt waren, als Rettungskräfte nach der Explosion Brände löschten. Das Unglück ereignete sich in Abule Egba, einem dicht besiedelten Stadtviertel. Diebe bohrten das unterirdische Rohr nach Angaben von Einwohnern über Nacht an, um Treibstoff in einen Tanklaster zu leiten. Anschließend seien hunderte Menschen mit Plastikbehältern zu dem Leck geströmt, um Treibstoff abzuzapfen.
„Wir gehen von hunderten Toten aus“, sagte ein Sprecher des örtlichen Roten Kreuzes. Die Zahl der Opfer könne aber noch nicht genau genannt werden. „Wir wissen nicht, ob es 300, 400 oder 500 sind.“ 60 Menschen seien mit schweren Verbrennungen in Krankenhäuser eingeliefert worden. An der Unglücksstelle waren verbrannte Fahrzeuge zu sehen, von Feuerstellen stiegen schwarze Rauchwolken auf.
In Nigeria wird nicht nur Rohöl in Pipelines transportiert, sondern auch fertige Ölprodukte wie Benzin. So versuchen Menschen häufig, Pipelines für den Eigengebrauch oder den Verkauf auf dem Schwarzmarkt abzuzapfen. Dabei sind in den vergangenen Jahren mehr als 1.000 Menschen ums Leben gekommen. Erst im Mai wurden bei einer ähnlichen Explosion in Lagos mehr als 150 Menschen getötet. Vor Weihnachten war es in Lagos zu Benzinknappheit und Wucherpreisen an Tankstellen gekommen, was den Anreiz vergrößert, sich Treibstoff direkt aus Pipelines zu besorgen.