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Archiv-Artikel

Schland trifft Regenbogen

QUEER Vor dem Christopher Street Day hatte sich die Szene gespalten, sodass am Samstag schließlich drei Umzüge durch Berlin zogen. Doch so groß schienen die Unterschiede zwischen ihnen gar nicht zu sein

„Uniformtrageerlaubnis“ ist ein Wort, das man nicht direkt mit dem Christopher Street Day in Verbindung bringt. Für Marco Klingberg war der Begriff am Samstag aber von besonderer Bedeutung: Das Brandenburger Polizeiministerium hatte das Tragen der Uniform während des Umzugs verboten. Man wolle den Eindruck vermeiden, dass es sich um eine „Fantasieuniform“ handle, hieß es. Fantasievoll sah Klingbergs Uniform, die er entgegen dieser Vorgabe dann doch trug, nicht aus – eher wie die eines typischen Beamten aus Brandenburg. Und als solcher wolle er sichtbar sein und zeigen, dass die Polizei tolerant und weltoffen ist, sagte Klingberg am Samstag.

Gleich drei Christopher-Street-Day-Paraden zogen am Wochenende durch Berlin, nachdem es in den letzten Monaten viel Streit in der Szene gegeben hatte: eine vom CSD e. V. organisierte, eine vom Aktionsbündnis CSD und eine alternative in Kreuzberg. Erstere zog laut Veranstalter mit 500.000 Menschen vom Ku’damm zur Siegessäule.

Schnulzen und Techno

Der rund 7.000 Menschen große Umzug des Aktionsbündnisses startete währenddessen an der ugandischen Botschaft und zog an der russischen vorbei, mit Vertretern fast aller etablierten Parteien. Ansonsten allerdings ergab sich ein ähnliches Bild bei beiden Paraden: hüben wie drüben Lautsprecherwagen, von denen 80er-Jahre-Schnulzen und Techno dröhnten, und feiernde Menschen.

„Muttis GAYle Truppe“, stand auf dem T-Shirt von Carsten Sura, dem Bundesgeschäftsführer der Lesben und Schwulen in der Union. Er habe ein christlich-humanistisches Weltbild – „und das muss doch auch schwul möglich sein“, sagte er.

Wenig später drückten sich Paare knutschend und vor dem Regen flüchtend am Konrad-Adenauer-Haus an die Scheiben: Hier fand die Abschlusskundgebung des CSD e. V. statt. Wenn Frau Merkel Bauchschmerzen mit der Gleichstellung habe, solle sie doch zum Arzt gehen, riet Sissy Kraus, Vorständin des CSD e. V. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits viele Teilnehmer zur Fanmeile gezogen. Dort weh- ten Deutschland- und Regenbogenfahnen schließlich nebeneinander: schwarz-rot-gold-rot- orange-gelb-grün-blau-violett.

MARCO WEDIG