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Archiv-Artikel

„Prüfen Sie, ob nicht zu großzügig aufgeschlagen wird“

Es kann sich lohnen, bis zum 31. Dezember die Strom- und Gasstände abzulesen, rät Christian Fronczak vom Bundesverband der Verbraucherzentralen

taz: Herr Fronczak, soll man Weihnachtsgeschenke noch schnell umtauschen, bevor die Mehrwertsteuer erhöht wird?

Christian Fronczak: Man erspart sich jedenfalls Ärger. Denn mancher Händler wird ab dem 1. Januar versuchen, 3 Prozentpunkte Aufschlag zu verlangen. Recht hat er allerdings nicht: Der Umtausch gegen eine gleiche Ware ist eigentlich immer kostenlos.

Dann lohnt es sich auch, vor dem Jahreswechsel noch mal richtig shoppen zu gehen?

Eingeschränkt. Falls Sie schon länger mit einer Waschmaschine oder einem Sofa liebäugeln – warum warten? Bei kleineren Anschaffungen schauen Sie besser noch mal. Für Elektrogeräte oder Kleidung wird es wie jedes Jahr im Januar bestimmt wieder massive Rabatte geben.

Media-Markt oder Aldi werben damit, sie würden ihren Kunden die Mehrwertsteuer schenken. Ein Schnäppchen?

Bei so aggressiver Werbung sollte man skeptisch sein. Wir haben bei Aldi mal genau hingeschaut. Der Discounter hat die Preise schon im Vorfeld seiner Werbekampagne angehoben.

Wie stark sind die Preise schon jetzt gestiegen?

Zum Beispiel die Drogerien haben schon zugelangt: Zahnpasta oder Geschirrspülmittel sind bis zu fünf Prozent teurer.

Was ist mit Waren, die dieses Jahr bestellt, aber erst 2007 geliefert werden?

Wenn nichts anderes vertraglich geregelt ist, gilt der Mehrwertsteuersatz am Tag der Lieferung.

Steigt der Preis auch für bestehende Verträge, etwa mit dem Stromkonzern?

Ja, der höhere Mehrwertsteuersatz gilt aber nur für die anteilige Leistung im neuen Jahr. Lesen Sie also zum 31. Dezember den Zählerstand für Strom und Gas ab. Teilen Sie ihn ihrem Anbieter mit. Kommt in den nächsten Monaten die Rechnung, prüfen Sie, ob der neue Steuersatz nicht zu großzügig aufgeschlagen wird.

Gibt es eine Chance, sich um die Steuer herumzumogeln?

Grundsätzlich nicht. Ein Tipp: Kaufen Sie nur, was Sie wirklich brauchen. Und verhandeln Sie. Da sind häufig deutlich höhere Rabatte als 3 Prozent drin.

Was bringt es, in Luxemburg einzukaufen, wo die Mehrwertsteuer nur 15 Prozent beträgt?

Für alle, die an der Grenze wohnen, kann sich die Fahrt ins Nachbarland rentieren. Aber der Preisvorteil ist schon wegen der Fahrtkosten schnell futsch. Es geht ja nur um 4 Prozentpunkte.

Und was gilt Silvesternacht?

Für eine Hotelübernachtung sind schon ab dem 31. Dezember 19 Prozent fällig. In Restaurants und Taxen werden in dieser Nacht noch 16 Prozent verlangt.

INTERVIEW: HANNA GERSMANN