: Weltnaturerbe Wattenmeer wächst
UMWELTSCHUTZ Das gesamte Wattenmeer ist jetzt Unesco-Welterbe. Doch Naturschützer warnen: Es darf dort weiter nach Öl gebohrt werden. Das Etikett nütze mehr dem Tourismus als der Natur
Die Unesco hat das Weltnaturerbe Wattenmeer erweitert. Nach der Entscheidung der Kulturorganisation der Vereinten Nationen vom Montag in Doha gehören nun auch der dänische Teil des Wattenmeers und zusätzliche niedersächsische Offshore-Gebiete zum Welterbe der Menschheit.
Das grenzüberschreitende Weltnaturerbe Wattenmeer erstreckt sich auf 11.500 Quadratkilometern über Deutschland, Dänemark und die Niederlande. Das Areal gilt als weltweit größtes zusammenhängendes Watt-Inselgebiet. Teile davon sind schon seit 2009 auf der Unesco-Liste. Allein das niedersächsische Welterbe-Gebiet wuchs nach Angaben des Umweltministeriums um 47.000 Hektar.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) begrüßte die Entscheidung: „Das Wattenmeer als eine der weltweit faszinierendsten Landschaften steht damit auf einer Stufe mit dem Grand Canyon in den USA, dem Great Barrier Reef vor der Küste Australiens.“ Auch der Naturschutzbund WWF sprach von einer „einmaligen Naturlandschaft vor unserer Küste“, kritisierte aber Regelungen, die nach wie vor Ölbohrungen und militärische Übungen erlaubten.
Der Wattenrat Ost-Friesland bemängelte dagegen, die Erweiterung um die Wasserflächen des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer werde „die Schutzinhalte des Nationalparks nicht ansatzweise verbessern“. Die Nationalparkverwaltung habe nach der Ausweisung als Weltnaturerbe 2009 mehr als 20 Kitesurf-Flächen von Cuxhaven bis Emden genehmigt – mit „rechtlich fragwürdigen Befreiungen vom Nationalparkgesetz“. Die Drachen vertrieben Vögel, einige Wattvogelarten im Nationalpark seien stark rückläufig. Strandbrütende Arten wie Zwergseeschwalbe oder Seeregenpfeifer drohten auszusterben.
Nach Einschätzung des Wattenrats leiden auch Seehunde und Kegelrobben unter den Störungen an Ruheplätzen durch Wattwanderer oder Bootsbesatzungen: „Das Etikett ‚Weltnaturerbe‘ wird ausschließlich von der Tourismusindustrie zur Steigerung des Fremdenverkehrs benutzt, der Natur hat dieses Etikett nicht genützt.“ (dpa)