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Archiv-Artikel

Auf den Wasserstraßen wird es eng

Der Präsident der See- und Hafenlotsen warnt vor zunehmenden Staus: Schon heute wirke sich eine Stockung auf dem Nord-Ostsee-Kanal bis nach Finnland aus. Trotzdem sei die Sicherheit auf den Wasserstraßen deutlich gestiegen

In deutschen Gewässern wird es langsam eng. „Wir stoßen an unsere Kapazitätsgrenzen“, sagte der Präsident des Bundesverbandes der See- und Hafenlotsen (BSHL), Gerald Immens, angesichts des weltweit rasant wachsenden Schiffsverkehrs. Die Sicherheit auf den Wasserstraßen sei allerdings deutlich gestiegen, versicherte Immens. Die verstärkten Kontrollen als Folge der Terror-Anschläge des 11. September zeigten auch hier ihre Wirkung. Dem in Bremerhaven ansässigen BSHL gehören rund 400 der 900 deutschen See- und Hafenlotsen an.

Selbst kleine Unfälle wie am vergangenen Mittwoch auf dem Nord-Ostsee-Kanal haben Immens zufolge inzwischen weit reichende Folgen. Nachdem ein Tanker das Tor der Schleuse Kiel gerammt und für fast einen Tag außer Funktion gesetzt hatte, stauten sich die Schiffe bis nach Finnland.

Derartige Behinderungen sind nach Einschätzung des Lotsen-Vertreters in deutschen Gewässern noch die Ausnahme. „In anderen Schifffahrtsrevieren der Welt sind Staus längst die Regel“, sagte der BSHL-Chef, der selbst Lotsendienste auf dem Nord-Ostsee-Kanal verrichtet.

Dass er und seine Kollegen immer seltener Mängel an Bord von Schiffen entdecken, ist nach Ansicht von Immens eine indirekte Folge der Anschläge vom 11. September. Zusammen mit den Anti-Terror-Kontrollen werde verstärkt auch auf technische Mängel geachtet. Außerdem hätten Tanker-Katastrophen wie der Untergang der Prestige vor Spanien Wirkungen gezeigt: „Seitdem will kein vernünftiger Reeder mehr riskieren, in die Schlagzeilen zu geraten“, vermutet Immens.

Schwarze Schafe dampften allerdings auch durch die deutschen Hoheitsgewässer. „Wir wissen schon, was uns auf einem Schiff erwartet, das unter Kambodscha-Flagge fährt, weil es in Russland nicht mehr den Kontrollen standhalten würde“, sagte der Lotse.

Insbesondere auf kleineren Schiffen im Feederverkehr auf Nord- und Ostsee seien immer wieder übermüdete Schiffsbesatzungen anzutreffen: „Das ist nach wie vor ein großes Problem.“

Der Verbandschef ist froh, dass die Diskussion um eine Privatisierung des staatlichen Lotswesens einstweilen verstummt ist. „Es wäre fatal, wenn der Lotse die Schiffsführung nicht mehr unabhängig beraten könnte, sondern vor allem die Interessen einer Reederei im Blick haben müsste“, beteuerte der BSHL-Präsident. dpa