HUBERTUS VON AMELUNXEN, HOCHSCHUL-PRÄSIDENT : Der Bologna-Kritiker
■ 52, Professor für Medientheorie, ging in Dänemark und Belgien zur Schule und studierte in Marburg und Paris. Foto: dpa
Zuerst, sagt Hubertus von Amelunxen, habe er ja daran geglaubt. Das war um 2000, der jetzige Braunschweiger Kunsthochschul-Präsident war gerade dabei, einen neuen Master-Studiengang in Lübeck aufzubauen. Eine „Europäisierung“ des Studiums, wie sie den Bologna-Reformern vorschwebte, schien ihm eine gute Idee. Wäre doch schön, wenn die Studenten mobiler würden, leichter ins Ausland wechseln könnten, dachte er damals.
Dann ging von Amelunxen nach Frankreich, an die Kunstakademie École européene supérieure de l’image – und war immer noch nicht abgeneigt. Das französische System, sagt er, sei ja sehr autoritär, und so eine Reform stelle vieles in Frage, das sei nicht immer schlecht.
Der Optimismus verging ihm erst, als er versuchte, von Frankreich aus ein Austauschprojekt mit der Medienhochschule in Köln und der Kunstakademie in Vilnius zu planen. Denn obwohl die Studiengänge europäischer werden sollen, werden sie immer noch national akkreditiert, in Deutschland sogar von den Bundesländern. „Europa geht ja nicht mit einer Geschwindigkeit“, sagt von Amelunxen. Das Projekt blieb ein Projekt, einen Master gab es dafür nie.
Wenn von Amelunxen heute über Bologna redet, fallen ihm Formulierungen wie „Stahlgerüst der Bürokratie“ ein. Die Studenten seien damit beschäftigt, ihren Credit Points hinterherzurennen, was dazu führe, dass nur „reproduzierbare Inhalte“ gelernt würden: „Früher hätte man Auswendiglernen gesagt.“
Die Studenten hätten keine Zeit mehr, nach rechts oder links zu schauen, sagt von Amelunxen, „lustbetontes“ Studieren sei nicht mehr möglich – genauso wenig wie der Wechsel ins Ausland, eigentlich doch ein Ziel der Reform. An der Braunschweiger Kunsthochschule hätten sie ein „International Office“. „Aber die Studenten sagen, wir können nicht ins Ausland, weil wir dann ein, zwei Semester draufsatteln müssen.“
So, wie es jetzt läuft, geht es nicht weiter, findet von Amelunxen. Einen Termin mit der Vorsitzenden der Hochschulrektorenkonferenz hat er schon: „Ich glaube, ich stoße auf offene Ohren.“ WIE