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Anschläge und Überfälle in Somalia

Milizen in und um Mogadischu wieder aktiv. Entwaffnungsaktion gescheitert. Kenia weist Flüchtlinge aus

BERLIN taz ■ Eine Woche nach dem Einzug der somalischen Übergangsregierung in die Hauptstadt Mogadischu an der Seite einer Interventionsarmee aus Äthiopien nimmt die Gewalt zu. Lokale Milizionäre überfielen gestern einen Tanklastwagenkonvoi am Stadtrand von Mogadischu mit schweren Waffen und verwundeten mindestens drei Menschen. Am Mittwochabend war ein Reisebus auf dem Weg aus Mogadischu an einer Straßensperre von Milizen beschossen worden; zwei Menschen erlitten Verletzungen. Berichten zufolge sind in der gesamten somalischen Hauptstadt wieder Straßensperren von Milizen errichtet worden. Während der Herrschaft der Islamisten von Juni bis Dezember waren die „Checkpoints“ verschwunden gewesen.

Eine von der Regierung der Bevölkerung Somalias gewährte Frist, ihre Waffen abzugeben, lief gestern ergebnislos aus. Lediglich an einer Stelle in Mogadischu wurden rund ein Dutzend alte Gewehre eingereicht.

Gestern meldete der somalische Rundfunksender Shabelle, Regierungstruppen und äthiopische Truppen hätten im Ort Jilib mit der zwangsweisen Entwaffnung der Bevölkerung begonnen; dort waren am Dienstag zwei äthiopische Soldaten bei einem Selbstmordanschlag eines Somalis ums Leben gekommen. Nach offiziellen somalischen Angaben hat Äthiopien jetzt 12.000 bis 15.000 Soldaten in Somalia stationiert. Äthiopien selbst spricht von 4.000 Soldaten.

Die US-Regierung sagte, sie habe Marineschiffe aus Dschibuti zur Patrouille vor dem Grenzgebiet zwischen Somalia und Kenia entsandt, wo Somalias islamistische Kämpfer ihre letzten Rückzugsgebiete haben sollen. Aus Angst vor einer somalischen Infiltration verhärtet Kenias Regierung unterdessen ihren Umgang mit den rund 160.000 somalischen Flüchtlingen im Land. Etwa 400 Somalis, die am 29. Dezember die Grenze nach Kenia überquert hatten, wurden am Mittwoch zwangsweise nach Somalia zurückgebracht.

Im somalischen Grenzort Dooble warten nach Angaben von Hilfswerken rund 4.000 Somalis auf die Öffnung der Grenze. Der Ort wurde am Mittwoch von äthiopischen und somalischen Truppen besetzt. D.J.

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