DIE WORTKUNDE
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Drei Kundinnen haben innerhalb weniger Tage eingenähte Zettel in Kleidungsstücken der irischen Billigkette Primark gefunden. Es sind Hilferufe chinesischer Arbeiter, die von Zwangsarbeit berichten, einer Nachricht war ein Gefangenenausweis beigelegt. Primark bezweifelt die Echtheit, also ein Etikettenschwindel?

Der Begriff „Etikettenschwindel“ (Vortäuschen eines anderen Inhalts) wird seit Ende des 20. Jahrhunderts verwendet. „Etikett“ wurde um 1700 vom französischen étiquette (Schildchen) übernommen. Es bezeichnete kleine Spickzettel von Adligen für höfisches Benehmen. „Schwindel“ (Taumelgefühl, Betrug) geht auf das althochdeutsche swintilon (in Ohnmacht fallen) zurück.

Noch ist unklar, ob die Hilferufe echt sind. Aber die Frage ist, ob Primarks Etiketten den realen Preis der Billigware nennen. Diese bedeutet viel menschliches Elend. Etikettenschwindel ist eben auch die Nichteinhaltung der Etikette, also dessen, was sich gehört. ERIK WENK