: Jag das Schnitzel!
Ab heute führen „Die kulinarischen Abenteuer der Sarah Wiener“ (20.15 Uhr, Arte) die Fernsehköchin täglich zu Sauerkraut, Seeteufel und Salzmantel in die französischen Provinzen
Mal ehrlich: Es war doch nur eine Frage der Zeit, bis Sarah Wiener mit einem eigenen Kochformat im deutschen Fernsehen auftaucht. Weil die Berliner Österreicherin aber nicht wirklich in die aalglatten Einbauküchen von Lafer & Co. passt – auch wenn sie beim freitäglichen „Kerner“-Koch-Slam dabei ist –, finden „Sarah Wieners kulinarische Abenteuer“ beim deutsch-französischen Kulturkanal Arte statt.
Dabei geht es längst nicht nur ums schnöde Kochen, die gestrenge Mamsell aus dem ARD-„Gutshaus“ muss vielmehr wieder in die Vollen: Wie bei ihrem TV-Debüt in der Zeitreise-Serie, in der sie unter den Bedingungen von 1900 für ihre gestrenge Herrschaft den Haushalt schmiss, warten ungeahnte Herausforderungen. Sarah Wiener trifft in jeder der 20 Folgen auf eine andere französische Region – und deren kulinarische Spezialität. Die gilt es nicht nur unter den strengen Augen echter Profis nachzukochen, sondern auch die entscheidenden Zutaten wollen erst mal selbst besorgt, gepflückt oder gefangen sein.
So unterhaltend diese quasi-dokumentarische Jagd nach dem Schnitzel im roten VW-Käfer-Cabrio daherkommt: Das Ziel heißt ganz unbescheiden gastronomisch-kulinarische Aufklärung. Hinter dem Format stecken denn auch wieder mal Zero Film und Volker Heise, die bereits das „Gutshaus“ ausgeheckt haben (siehe Interview).
Auch wenn es heute in der erste Folge dieses Crossovers aus Kochformat, Reisedoku und Nahrungsmittelreport ausnahmsweise um Trüffel geht, bleibt das Ganze erfreulich bodenständig. Denn so ist die französische Küche fernab der großen Städte nun mal: grob, bäuerlich, ja geradezu proletarisch. Und wenn Sarah Wieners Französisch mal nicht ausreicht, wird auch ganz bodenständig mit Händen und Füßen geredet – solange die nicht gerade in irgendeiner Wurstmasse stecken.
Was sie jeweils mit wem und für wen zu kochen hat, erfährt die Köchin immer erst am Tag selbst. Zu den schönsten Folgen gehört die am morgigen Dienstag aus Soultz im Elsass, wo es natürlich um Sauerkraut geht. Monsieur Schluraff, in dessen Metzgerei Sarah Wiener das berühmte garnierte Gericht zubereiten soll, sieht nicht nur aus wie ein Bilderbuch-Urvieh von Metzger, er isst auch so. Zuerst will mal geklärt sein, wie das läuft mit dem Kraut aus Kohl. In Deutschland koche man Sauerkraut ja viel zu nass, spottet Meister Schluraff. Doch bevor sich Sarah Wiener an der Trockenlegung der choucroute craquante versuchen darf, geht es um die Wurst, die frisch – und nicht immer ganz so fein anzusehen – zusammengebrüht wird. Am Ende der Folge wird natürlich alles gut – und zurück bleibt ein hungriger Zuschauer mit unbändigem Appetit auf Sauerkraut. STEFFEN GRIMBERG
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