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: Einfältiges Gefunke

Ohne Internet, ohne Studentenradios, BFBS oder die WDR-Orchideen ließe sich der Rundfunk in Nordrhein-Westfalen ganz gut als Dampfradio beschreiben. Und auch die schwarz-gelben Dauerenttäuscher von der Landesregierung haben wieder einmal eine Chance verpasst, hier kräftig durchzulüften. Wahrscheinlich stammt ihre Novelle des Landesmediengesetzes aus einer verstaubten Fraktionsschublade der Uralt-SPD – so blutleer, phantasielos und verlegerhörig wie sie ist. Nach anderthalb Regierungsjahren stehen auch FDP und CDU für eine verfilzende Medienpolitik. Den Bürgerfunk in den Lokalradios thematisch, sprachlich und zeitlich klein zu machen, ist Politik nach Verlegerart. Was Verlagsmanager wie Bodo Hombach schon seit Jahren fordern, wird Punkt für Punkt umgesetzt.

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

Wer in NRW die Ultrakurzwelle durchsucht, fühlt sich verlassen. Entweder er stößt auf WDR-Programme oder eine Station, die zum Verbund Radio NRW gehört – übrigens ist auch daran natürlich der WDR beteiligt und die lokalen Zeitungsverleger. Womit wir fast die gesamte mediale Bandbreite des Landes beschrieben haben, in dem Konkurrenz das Geschäft stört und Staat und Verleger, selbst Verleger mit Verlegern gerne gemeinsame Sache machen. Statt endlich den Aufbruch zu wagen, um neue Angebote zu buhlen, Frequenzen aufzuschließen, mehr private Stationen zuzulassen wie in den Niederlanden oder Belgien, wird das pseudoprivate Radiosystem gestärkt.

Ja es stimmt: die Bürgerfunker können nerven, mal sind sie dilettantisch, mal schräg, mal laut und immer schlecht fürs Werbeumfeld. Aber sie sind oft anregender als das oft provinzpatriotische, meinungsschwache und einfältige Gefunke der hiesigen Lokalsender. Wer für einen freien Rundfunk wirklich Barrieren wegräumen will, der sollte endlich bei den Lizenzen freigiebiger sein und nicht Nischenfunker einschüchtern.