hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Um den Blick auch mal nach anderswo zu richten, in die australische Presse beispielsweise, und von der wurde das neue Album von Ned Collette mit dem hübschen Titel „Networking in Purgatory“ doch überaus freundlich aufgenommen. Zumindest laut der Rezensionen, die der Songwriter aus Melbourne auf seiner Homepage eingestellt hat. Da ist dann in den Artikeln zu lesen, dass sich Collette mit seiner Musik auf dem Terrain bewegt, auf dem schon so Fachkräfte wie Robert Wyatt oder Kevin Ayers ihre feinen, unaufgeregten und immer mit einem kleinen Spleen versehenen Lieder geschnitzt haben. Sophisticated Pop eben. Und als weitere Referenzpunkte werden in der australischen Presse noch John Cale und Brian Eno genannt, was jetzt in dieser Ballung der ganz großen Namen doch ein bisserl dick aufgetragen klingt und vielleicht mehr als Fingerzeig gedeutet werden soll, wohin es Ned Collette mit seiner Musik treibt. Selbst lebt der Mann übrigens seit vier Jahren in Berlin. Muss wohl am unbedingten Berlinzwang für australische Musiker liegen. Am Donnerstag spielt Ned Collette mit seiner Band Wirewalker im Monarch. (Skalitzer Str. 134, 22 Uhr)

Wobei dieser Berlinzwang mittlerweile nicht mehr nur für die australischen (und sonstigen) Musiker zu gelten scheint, sondern gleich für ganze musikalische Organisationsformen. Neuzugang in der Stadt ist das Extreme Chill Festival mit seinem Überblick über die aktuellen Tendenzen in der isländischen Ambient- und Electronica-Musik. Die vergangenen vier Jahre musste man sich dafür noch nach Hellissandur bemühen, einem Fischerdorf im Westen Islands, das optisch mit dem guten Blick auf den Snæfellsjökull punkten konnte (durch dessen Krater man laut Jules Verne zum Mittelpunkt der Erde gelangen kann) – eine Umgebung also, die dem Extreme Chill Festival mal die Würdigung vom Guardian als „Europe’s most picturesque festival location in 2012“ bescherte. Womit in diesem Jahr Schluss ist. Statt Snæfellsjökull gibt es die Schönhauser Allee, das Festival ist mit all den isländischen Ambientmusikern (minus Sigur Rós, dafür mit den Deutschen Hans-Joachim Roedelius und Thomas Fehlmann als Stargäste) im Gepäck nach Berlin umgezogen in die Platoon Kunsthalle, in der es am Freitag und Samstag allerlei zwischen verspieltem Pop und straffem Tanzboden zu hören gibt. (Schönhauser Allee 9, 20 Uhr, Festivalticket 29 €, www.extremechillfestival.com)

Sehr hübsch dann – einfach den Namen nach – das Line-up am Samstag im Schokoladen. Zu hören gibt es Hardcore-Punk aus Berlin. Es spielen die Bands Wer schießt auf Ralf Bialla? und Jimmy Pistole. Das passt doch punktgenau zusammen. (Ackerstr. 169, 19 Uhr)