Europäische Solidarität mit dem Kampf gegen das neue Mediengesetz in Ungarn!

FREIHEIT Agnes Heller wird am 9. April zu unserem Medienkongress kommen

Anfang des Jahres widerlegte sie die so gefällige wie falsche Behauptung, im Alter würden die Menschen zur Milde neigen. Agnes Heller jedenfalls konnte nicht altersgütig sein, sie hatte Gründe, ihrem Zorn Ausdruck zu geben: Das neue ungarische Mediengesetz, das in der Europäischen Union kritisiert wurde, hatte in ihr seine prominenteste Opponentin. Heller, geboren 1929 in Budapest und Schülerin des marxistischen Philosophen Georg Lukacs, war 1986 Nachfolgerin von Hannah Arendt auf dem Lehrstuhl für Philosophie an der New School for Social Research in New York.

Seit ihrer Emeritierung lebt sie im Unruhestand, könnte man formulieren – und ihre massive Kritik an der rechtskonservativen Politik Viktor Orbans wurde ihr und anderen schließlich mit offen antisemitischen Hasstiraden vergolten. Heller hat nun zugesagt, zum Medienkongress unter dem Titel „Die Revolution haben wir uns anders vorgestellt“ zu kommen. Sie wird aus Ungarn berichten, sie wird ihre Erfahrungen, ihre Analysen mit anderen Vortragenden aus Osteuropa teilen – und sie wird uns bei diesem Event, veranstaltet von der taz wie von der Wochenzeitung Freitag, ihre Einschätzungen mitteilen.

Immerhin, Solidarität aus deutschen akademischen Gefilden wird geübt: in einem offenen Brief, zu dem der Philosoph an der Universität München und frühere Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin etliche seiner Kolleginnen und Kollegen überreden konnte. Darin heißt es: „Ich möchte Sie davon in Kenntnis setzen, dass in Ungarn jüngst eine Hetzjagd gegen Philosophen wie Agnes Heller, Mihály Vajda, Sándor Radnóti und andere begonnen hat.“ Das Mediengesetz sei „jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Es lässt sich eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen aus dem letzten halben Jahr anführen, die auf einen Abbau demokratischer Institutionen in Ungarn hinauslaufen.“

Aus anderen Ländern, Kuba, Weißrussland, Iran, Ägypten und Tunesien, haben wir ebenfalls Blogger und Autoren eingeladen, die gegen Zensur und Einschränkungen der Medienfreiheit anschreiben – die Hetze gegen jüdische Intellektuelle in Ungarn ist das wichtigste europäische Beispiel für die Gefahr, die in konservativen und rechtspopulistischen Erfolgen liegt. Heller, glaubwürdige Kritikerin des Realsozialismus in ihrer Geburtsheimat, ist die womöglich gewichtigste Stimme gegen die Machtherrlichkeit, in der sich die Rechtskonservativen Viktor Orbans wohlfühlen.

Das genaue Programm des Medienkongresses findet sich Mitte Februar unter www.taz.de/medienkongress. JAN FEDDERSEN

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