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Archiv-Artikel

An der grünen Front

Wenn am Sonntag die Waldbesetzer zur AWACS-Basis Geilenkirchen zurückkehren, ist auch Peter Polder dabei

Die Nato-Basis steht noch, die AWACS-Aufklärer fliegen nach wie vor. Und haben inzwischen sogar freiere Sicht. Fünf Wochen lang bauten vor einem Jahr holländische Umweltschützer Baumhütten in einem Waldstück am Rande der Nato-Basis Geilenkirchen (taz berichtete). Mit ihrer Aktion protestierten die Besetzer gegen die geplante Rodung von 46 Hektar Wald und die extreme Lärmbelästigung, der vor allem die Bevölkerung der Gemeinden westlich der Startbahn seit Jahrzehnten ausgesetzt ist. In der Nacht zum 9. Januar 2006 räumte eine Polizei-Sondereinheit mit Unterstützung deutscher Kollegen den Wald. Vertrieben wurde auch Peter Polder, Sprecher der „GroenFront!“-Aktivisten, die am Sonntag im Grenzort Schinveld erneut demonstrieren wollen.

Nur wenige kennen den 31-jährigen Mitbegründer des niederländischen „Earth-First!“-Ablegers unter seinem richtigen Namen. „Peter Polder ist ein Kampfname. Ich habe ihn mir zugelegt, damit mir nicht irgendwelche Faschos zu Hause oder auf der Arbeit einen Besuch abstatten“, sagt Polder, der sich in der Öffentlichkeit nie ohne sein Palästinensertuch zeigt. Polder arbeitet als Nachtportier in einer Obdachlosenunterkunft in Utrecht und lebt mit Freundin und vierjähriger Tochter in einem relativ autark betriebenen besetzten Haus in der Nähe der Stadt.

Peter Polder war 17 Jahre alt, als er den Bericht des Club of Rome über die Grenzen des Wachstums und die Bedrohung des Planeten las. Das brachte ihn zur Jugendliga der niederländischen Umweltbewegung „Milieudefensie“. Deren Ausrichtung an einem umweltschonenden Lebensstil jedoch war ihm schon bald zu harmlos. „GroenFront!“, 1996 gegründet, steht seit Anbeginn für einen kompromisslosen, wenn auch ausdrücklich gewaltfreien Umweltaktivismus, für Gleisblockaden wie im Falle der Betuwe-Linie oder Waldbesetzungen wie jene an der AWACS-Basis Geilenkirchen.

„Mülltrennung und Flyer verteilen war mir immer zu wenig, inzwischen bin ich radikaler geworden“, sagt der bekennende Anarchist, den die Medien gerne als Führungsfigur von „GroenFront!“ stilisieren. Für einen Revolutionär hält sich Polder nicht, „eine Revolution bringt den Menschen nur Elend“. Fundamentale Veränderungen müssten von unten kommen. Wie der Protest vom letzten Jahr, als sich 1.500 Anwohner für das Hüttendorf engagierten. Polder: „Wir kommen wieder, das soll richtig teuer werden.“ HENK RAIJER