: Mehr wohnortnahe U-3-Angebote
SOZIALES Laut einer Elternbefragung ist das Interesse an U-3-Betreuungsplätzen in Bremens Stadtteilen mit vielen Zuwandererfamilien eher gering. Die Sozialsenatorin will reagieren
Bernd Schneider, Sprecher der Sozialsenatorin
In den Bremer Stadtteilen mit hohem Zuwandereranteil haben relativ wenige Eltern Interesse an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren. Das sagt zumindest das Ergebnis der Elternbefragung des Deutschen Jugendinstituts (DJI) und der Uni Dortmund, die die Sozialbehörde in Auftrag gegeben hat.
Drei Faktoren spielten hierbei eine Rolle: die vorhandene Betreuungsquote, der artikulierte Betreuungsbedarf und die Beteiligung an der DJI-Umfrage – und hier waren die Werte in Gröpelingen, Osterholz, Huchting, Hemelingen, Blumenthal und Burglesum besonders niedrig.
Während die Auswertung für ganz Bremen einen mittelfristigen Betreuungsbedarf von durchschnittlich 48 Prozent ergab – das sind drei Prozent mehr als die im kommenden Kita-Jahr erreichte Versorgungsquote –, liegt er in in Blumenthal und Burglesum nur bei knapp über 40 Prozent. Dort war auch die Rückläuferquote mit 26 und 31 Prozent sehr niedrig. Mit nur 16,2 Prozent war die Quote in Gröpelingen am niedrigsten. Zum Vergleich: In Borgfeld lag der Rücklauf bei fast 70 Prozent. Das spiegele die soziale Spaltung in der Stadt, äußerte sich dazu Bernd Schneider, Sprecher der Sozialsenatorin. Die Sozialbehörde will reagieren, mit einem Konzept für eine höhere Beteiligung von Kindern aus Zuwandererfamilien. Wie das genau aussehen soll, wird sie nach der Sommerpause im September vorstellen, „aber klar ist, dass wir mehr wohnortnahe Angebote machen müssen“, so Schneider. Insgesamt plant die Sozialbehörde rund 1.000 zusätzliche U-3-Kita-Plätze. Ein Teil davon muss aufgrund des steigenden Betreuungsbedarfs geschaffen werden, ein Teil davon soll dazu beitragen, in den „Stadtteilen mit sozialen Bedarfen“ diese wohnortnahen Angebote zu schaffen.
„Die zweite Generation der zugewanderten Menschen unterscheidet sich nicht von denen mit deutschen Wurzeln“, sagt Schneider. Allerdings sei die Scheu vor U-3-Betreuung bei den neu zugewanderten Eltern groß. „Viele Eltern sind kriegstraumatisiert und lassen ihre Kinder deswegen oft nicht in Einrichtungen gehen“, erläuterte in der gestrigen Sitzung der Sozialdeputation Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne).
Ein Konzept wie in Berlin, das ab dem kommenden Schuljahr eine Kita-Pflicht für über Vierjährige mit Sprachdefiziten beschlossen hat, stehe für Bremen nicht zur Debatte: „Wir haben hier eher die Grundhaltung, für unser Anliegen zu werben“, sagt Schneider. SCHN