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Archiv-Artikel

Chinesische Retter

FLUGHAFEN-ZUKUNFT

Von EST

Gesichtet wurden die Retter noch nicht. Aber es herrscht Erleichterung unter den Beschäftigten des Lübecker Flughafens Blankensee. Eigentlich wären dort in gut zwei Wochen die letzten Positionslichter ausgegangen – der Betrieb ist insolvent, im August zieht die Fluglinie Ryanair die letzten Maschinen von dem Regionalhafen ab.

Praktisch in letzter Minute präsentiert Insolvenzverwalter Klaus Pannen dann doch noch neuen Investor: Das chinesische Unternehmen PuRen will Blankensee kaufen, um künftig unter anderem Medizintouristen aus dem fernen Osten einfliegen zu lassen. Am Donnerstag berät die Lübecker Bürgerschaft, ob die Stadt, die das Gelände des Flughafens verpachtet, dem Vertrag zustimmen soll.

Vermutlich gibt es dafür eine Mehrheit: PuRen will kein Geld von der Stadt und verspricht alle 92 Beschäftigten zu behalten – zwei gute Gründe für einen Großteil der Abgeordneten. Die Stadt hatte bereits im vergangenen Jahr nach einem Strohhalm gegriffen, um den maroden Flugbetrieb am Laufen zu halten. Damals hatte der Investor Mohamad Rady Amar den Flughafen für einen Euro gekauft. Im April wurde ein Weiterverkauf bekannt, Amar selbst ist seither untergetaucht.

Für welchen Preis PuRen den Flughafen übernimmt, teilte der Insolvenzverwalter nicht mit. Auch sonst bleiben noch Fragen offen. Unter anderem, welche Fluglinie ab August die von Ryanair geräumten Startbahnen benutzen und welche Destinationen sie anfliegen wird. Wenig ist auch bekannt über das Konzept des neuen Betreibers, nur eine Zielmarke wurde genannt: In Lübeck sollen gut eine Million Fluggäste im Jahr abgefertigt werden – zuletzt waren es nicht mal 400.000.

Die Firma soll Erfahrungen im Fluggeschäft haben. Ein Internet-Auftritt der international tätigen Gruppe mit angeblich rund 660 Millionen Euro Stammkapital lässt sich indes nicht finden. Zwar gibt es eine „Puren GmbH“ mit Sitz in Überlingen am Bodensee, die Teil der „Puren Group“ ist und mit der „Shanghai Huafon Puren“ einen Joint-Venture-Partner in China hat, vom Kauf eines Flughafens ist in der Deutschlandzentrale des Produzenten von Dämmmaterial und Hartschaum allerdings nichts bekannt.

Bei der „PuRen Germany GmbH“ wiederum soll es sich laut einer Handelsregisterveröffentlichung des Amtsgerichts Lübeck um eine Firma mit Sitz in Lauenburg handeln. Insolvenzverwalter Pannen zufolge ist die Firma eigens für den Airport-Kauf gegründet worden. Zum Tätigkeitsfeld gehöre „das Errichten und das Betreiben von Senioreneinrichtungen und Krankenhäusern“ sowie die Ein- und Ausfuhr „von Waren aller Art“.  EST