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Archiv-Artikel

Die Rollen des Haus des Reichs

Das Finanzressort gab sowohl den Ad hoc-Ansteller als auch den kalten Rausschmeißer

Was erfährt man im Untersuchungs-Ausschuss über die Rolle des Finanzressorts im Klinik-Schlamassel? Neben kleinen Seitenhieben – „Herr Nussbaum kam, wie immer, zu spät“, gibt Wolfgang Tissen genüsslich in Bezug auf Gremientreffen zu Protokoll – vor allem dies: Ein entscheidender Impuls zugunsten von Tissens Einstellung als Holdings-Geschäftsführer kam vom Finanzsenator, der erst bei der letzten Bewerberrunde „als Seiteneinsteiger“ hinzustieß.

Mit einem energischen Statement habe er die vorhandenen Final-Kandidaten vom Tisch gefegt, bestätigen diverse damals Anwesende, auch Nussbaum selbst, und sich für einen „jungen und dynamischen Geschäftsführer“ stark gemacht – eben für Tissen, den Nussbaum gerade kennengelernt hatte. Der sei ihm „kraftvoll, dominant und raumausfüllend erschienen“, berichtet der Finanzsenator dem Ausschuss. Der Eindruck muss derart nachdrücklich gewesen sein, dass sich Nussbaum eigenem Bekunden zu Folge bereits beim ersten Treffen für Tissen entschied.

Deswegen sprach er auch gleich die Frage des Gehalts an: „Ein guter Mann müsse gutes Geld wert sein“, erklärte Nussbaum den anderen Mitgliedern des Auswahlgremiums. Letztendlich einigte man sich mit Tissen auf 280.000 Euro zuzüglich Sachleistungen – trotz der Einwände der zuständigen Fachabteilung im Finanzressort, die vermerkt hatte: Die geplante Vergütung „sprengt den Rahmen GF [Geschäftsführung] völlig“.

Allerdings ließ der Zeitplan auch nicht viel Spielraum für Gehaltsverhandlungen: Als sie geführt wurden, war die Vorstellung des gekürten Kandidaten Tissen bei den Fraktionschefs der Großen Koalition bereits für den darauffolgenden Tag anberaumt.

Als sich die Klagen gehäuft und die Erwartungen an Tissen zerschlagen hatten, gab Finanzstaatsrat Henning Lühr (SPD) den harten Rausschmeißer. Er hatte die Frage der Abfindung zu klären, also Tissen von den geforderten 320.000 Euro auf „nur“ 130.000 Euro als „Beendigungszahlung“ zu drücken. Der Staatsrat legte sich offenbar derart in‘s Zeug, dass Tissen „ausfallend“ wurde, wie Lühr dem Ausschuss berichtet. „Ich denke, Sie sind Sozialdemokrat“, habe sich Tissen empört und anschließend gedroht: „Wenn Sie so mit mir umspringen, packe ich aus“ – was im Genauen, wurde im Ausschuss leider nicht geklärt.

Henning Bleyl