KURZKRITIK: GLAUBE, LIEBE, HOFFNUNG AM SCHAUSPIELHAUS
: Horváth stinkt nicht

Die gute Nachricht vorweg: Die Nebelmaschine des Schauspielhauses funktioniert. Warum sie bei Ödön von Horváths „Glaube, Liebe, Hoffnung“ einem Belastungstest zu unterziehen war, ob das einem Einfall von Regisseur Hüseyin Michael Cirpici oder einer Auflage des TÜV gehorcht – keine Ahnung. Ist aber auch egal. Und immerhin: Obschon üppig eingesetzt und leicht-süßlich parfümiert stinkt er nicht.

Ähnliches gilt für die ganze Aufführung: Sie stinkt nicht, und tut auch an keiner Stelle weh, bleibt aber völlig belanglos. Seltsam unentschlossen hat Cirpici Horváths klinisch-mitleidlose Studie vom Sterben der Korsettagen-Vertreterin Elisabeth auf die Bühne gebracht, die sich in der Maschinerie der „kleinen Paragrafen“ – Arbeiten ohne Gewerbeschein, Betrug etc.– verfängt, und von dieser zermahlen lässt. Cirpici hält die Sache eher statisch. Aber es fehlt die Strenge, die nötig wäre, um den Eindruck erwünschter Stilisierung zu erzeugen. Und während Johanna Geißler in der Hauptrolle emotionale Ausbrüche noch ansehnlich über die Rampe bringt, muss festgestellt werden, dass sie Thomas Hatzmann als Elisabeths Verlobten, den Schupo Alfons, mimisch, gestisch und artikulativ überfordern. Sigi Colpe hat sich für ihre Bühne gegen zeitlich-geografische Festlegungen entschieden, Christa Beland steckt die AkteurInnen in 1930er-Jahre Oberbekleidung, aber in Unterwäsche des 21. Jahrhunderts. Und während weiße Spots die Gesichter kalt und schneidend entblößen, verschleiert sie zugleich gefühliges Gewölk aus der Maschine. BES