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Archiv-Artikel

Zelte und Kochtöpfe gegen Darfurs Krieg

UNO beginnt mit Aufrüstung der afrikanischen Friedenstruppe im Westen Sudans. Dort gehen die Massaker weiter

BERLIN taz ■ Gute Nachrichten für Freunde der UNO in Darfur: Die Vereinten Nationen haben mit ihrer Verstärkung der Friedenstruppe der Afrikanischen Union (AU) in der sudanesischen Kriegsregion begonnen, die nach langem Tauziehen letzten Monat gegen zähen Widerstand der Regierung durchgesetzt wurde. Zehn Kochtöpfe, 16 Generatoren, 36 GPS-Systeme, 40 Zelte, 172 Nachtsichtgeräte und je 240 Schlafsäcke und Moskitonetze bekam die AU-Truppe „Amis“ am Donnerstag von der UN-Mission im Sudan (Unmis).

Derweil erklärte Sudans Regierung, vergangene Woche seien im Süden Darfurs über 200 Menschen bei Kämpfen ums Leben gekommen. „Aufsässige Elemente“ von den „Rändern“ der Nomadenvölker der Habania und Falata seien aufeinander losgegangen, sagte Farah Mustafa Abdullah, Gouverneur des Bundesstaates Süd-Darfur. Die Regierung sagte, sie habe eine Versöhnungskommission geschickt.

So präsentiert Sudans Regierung gerne das Geschehen in Darfur, wo in den letzten vier Jahren mehrere hunderttausend Menschen getötet und mehrere Millionen vertrieben worden sind: Stämme massakrieren einander, die Regierung geht schlichtend dazwischen, und die internationale Gemeinschaft ist mit sich selbst beschäftigt. Die AU-Truppe Amis sagte, sie habe die jüngste Gewalt nicht untersucht. „Aber wir sind für Versöhnungskommissionen“, sagte AU-Sprecher Noureddine Mezni.

Unabhängige Augenzeugen sagten gegenüber Nachrichtenagenturen, die Habania-Nomaden hätten Uniformen der von Sudans Regierung aufgerüsteten Janjaweed-Miliz getragen und ein Falata-Dorf angegriffen, dessen Bewohnern sie den Diebstahl von Kühen vorwarfen. Genauso verlaufen die meisten Massaker in Darfur und auch in Teilen Tschads und der Zentralafrikanischen Republik: Bewaffnete mobile Milizen greifen Ortschaften an und töten möglichst viele Bewohner; der Rest flieht.

Die täglichen Lageberichte der UN-Mission „Unmis“ berichten den Ablauf des jüngsten Konflikts so: Bewaffnete Falata töteten am 4. und 5. Januar 31 Habania; nach weiteren Kämpfen ließ der traditionelle Richter der Region den traditionellen Habania-Chef festnehmen, und danach weiteten sich die Kämpfe aus. Außerdem habe es bei anderen Vorfällen bis zu 89 Tote gegeben.

Vor allem im Süden Darfurs ist der andauernde Krieg längst zu einer Folge blutiger Kleinkonflikte geworden, die niemand mehr kontrolliert. Durch lokale Freund- und Feindschaften lassen sich Waffen besorgen, daraus entstehen Abhängigkeiten und politische Allianzen, und der Krieg wuchert – auch über Staatsgrenzen hinweg.

Sudans Regierung ist weiterhin gegen jede verstärkte internationale Präsenz in Darfur, um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten. Bei einem Besuch des US-Sondergesandten Bill Richardson lehnte Sudans Präsident Omar al-Beschir letzte Woche erneut eine UN-Truppe in Darfur ab. Die Alternative – eine UN-Blauhelmmission in den Grenzregionen des Tschad und der Zentralafrikanischen Republik – wird von der UNO als nicht praktikabel erachtet. Eine UN-Delegation, die beide Länder im Dezember bereiste, legte jetzt einen Bericht vor, der die Möglichkeit einer solchen Mission prüfen sollte. Darin heißt es: „Die Bedingungen für eine effektive UN-Friedensoperationen scheinen derzeit nicht vorhanden zu sein.“ Das Kriegsgebiet habe man aus Sicherheitsgründen nicht besuchen können.

Daran wird sich so schnell nichts ändern. Am Wochenende meldete Tschads größte Rebellenkoalition UFDD (Union der Kräfte für Demokratie und Entwicklung) die Wiederaufnahme ihrer Offensiven nach einigen Wochen Ruhe und meldete die Eroberung zweier Ortschaften.

DOMINIC JOHNSON