: Nicht nur zwei, sondern vierzig Kandidaten
Die Medien konzentrieren ihre Wahlberichterstattung auf Sarkozy und Royal. Das missfällt vielen Franzosen
PARIS taz ■ Vierzig KandidatInnen bewerben sich gegenwärtig um das oberste Amt in Frankreich. Bis zum Ablauf der Einschreibefrist im März werden noch weitere hinzukommen. Ihr Spektrum reicht von trotzkistisch über zentristisch bis rechtsextrem. Doch die Medien konzentrieren sich weitgehend auf zwei Personen: Ségolène Royal und Nicolas Sarkozy. Weit verbreitet ist allerdings die Angst, dass der Rechtsextreme Jean-Marie Le Pen erneut in die Stichwahl kommen könnte.
Zudem spricht einiges gegen den angekündigten Siegeszug von Royal und Sarkozy. So etwa die Zahlen der vorausgegangenen Präsidentschaftswahlen: Am 21. April 2002 holten die Kandidaten von SozialistInnen und NeogaullistInnen gemeinsam nur rund 36 Prozent der Stimmen. 64 Prozent der WählerInnen stimmten für andere.
Drei Monate vor dem ersten Wahldurchgang ist UDF-Chef François Bayrou, Kandidat der proeuropäischen Rechten, der Kragen geplatzt. Er hat die „exzessive Bipolarisierung der Medien auf zwei Kandidaten“ als tendenziös kritisiert. Und ist damit zu einem der meistzitierten „kleineren“ KandidatInnen geworden.
Meinungsumfragen zeigen, dass die Schieflage auch dem französischen Publikum unangenehm auffällt. Manche Franzosen fühlen sich durch die Berichterstattung an die Zeit vor dem EU-Referendum 2005 erinnert. Damals warben fast alle großen Medien für ein Ja zur EU-Verfassung. Das letztlich erfolgreiche Nein vom 29. Mai war auch ein Votum gegen die Kampagne der Medien.
Ähnlich wenig vorausschauend waren die französischen Medien, als der Führer des rechtsextremen Front National im Ersten Durchgang der Präsidentschaftswahlen von 2002 zum zweitstärksten Kandidaten – noch vor dem Sozialdemokraten Jospin – wurde. Vor den Wahlen hatte kaum jemand über sein Erstarken berichtet.
Inzwischen ist Le Pen zwar bereits 78 Jahre alt, aber er kandidiert erneut. Und in sämtlichen Meinungsumfragen schafft er es auf den dritten Platz für den ersten Wahldurchgang. Nie zuvor genoss er so lange Zeit vor dem eigentlichen Wahltermin eine so große Sympathie. Die Prognosen für ihn variieren zwischen 9 und bis zu 19 Prozent. DORA