: Der Eiermann
Bauernpräsident Möllers warnt vor einer „Verdummung der Verbraucher“, tut jedoch nichts zu deren Aufklärung
Franz-Josef Möllers hat‘s nicht leicht. Egal ob Stallpflicht für Geflügel oder die Schweinepest – selten waren die Nachrichten, die der 60-jährige Präsident des Westdeutschen Landwirtschaftsverbands (WLV) in den letzten Jahren verkünden musste, positiver Natur. Selbst wenn die Komik nicht zu kurz kam. „Es war wie ein Keulenschlag“, kommentierte der Schweinebauer die Keulung von 7.000 Borstentieren wegen der namensverwandten Pest im Mai 2005.
Da tut es gut, wenn auch mal jemand anders Schuld an der Misere hat. Die Geflügelbauern in Osteuropa zum Beispiel. Diese erweisen sich nämlich bei der schrittweisen Umstellung der Käfighaltung auf die so genannte Kleinvoliere als bereitwillige Abnehmer der auszumusternden Gitterkäfige. So will es zumindest der WLV auf den einschlägigen Messen vernommen haben.
Grund genug für Bauernpräsidenten Möllers, letzte Woche in Münster vor einer „Verdummung der Verbraucher“ durch die osteuropäischen Geflügelhalter zu warnen. Deren Käfigeier würden in Form von Nudeln oder Speiseeis ihren Weg zurück in deutsche Haushalte finden. Eierprodukte sind von der europaweiten Kennzeichnungspflicht für Eier ausgenommen, die Herkunft der verarbeiteten Eier ist zudem schwer zu überprüfen, weil sie in der Regel als schalenloses Flüssigei in den Lebensmittelfabriken angeliefert werden.
Als Alternative zur Unkenntnis schlagen Umweltverbände wie der BUND daher eine Ausweitung der Kennzeichnungspflicht auf Eierprodukte vor. Die Verbraucher könnten somit selbst entscheiden, ob sie die Käfigeier auch in Nudelform lieber im Regal liegen lassen. Davon möchte man aber beim Präsidenten des WLV nichts wissen und fordert von der Politik stattdessen lieber „Planungssicherheit“ für die rund 50.000 Verbandsmitglieder. Ein Teil der Geflügelbauern überlege, die Produktion aufzugeben. Die Konsequenz: Der „Selbstversorgungsgrad“ der Deutschen mit Eiern betrage nur noch 69 Prozent.
„Damit schürt Möllers nur das Ressentiment gegenüber Osteuropa“, bewertet der BUND den Vorstoß des obersten Bauern der Region. Die einzige Chance für die regionalen Landwirte sei, ihren Betrieb auf Freiland- oder Bioeier umzustellen. Deren Beliebtheit bei Verbrauchern wächst seit Jahren stetig. Wer daran schuld ist, hat Bauernpräsident Möllers bisher noch nicht ausgemacht.
CHRISTIAN WERTHSCHULTE