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Archiv-Artikel

Erneut Überfall auf Obdachlosen

Der 45-Jährige musste mit Gesichts- und Rippenverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Es ist der zweite Überfall in diesem Jahr, beide Male waren die Täter junge Männer. Über die Motive ist bisher nichts bekannt

Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr ist ein Obdachloser in Hannover schwer misshandelt worden. Zwei Männer im Alter von 24 und 25 Jahren schlugen den 46-Jährigen am späten Freitagabend auf dem Andreas-Hermes-Platz in der Innenstadt nieder und fügten ihm ernste Verletzungen zu.

Der zufällig anwesende Sven E. beobachtete die Tat. Der 35-Jährige sagte später aus, dass er noch kurz zuvor gesehen hatte, wie die jungen Männer mit dem Opfer zusammensaßen und sich unterhielten. Als er etwas später wieder vorbei kam, lag der Obdachlose am Boden und die beiden jungen Männer traten auf ihn ein. „Ich bin sofort zur Polizeiwache gelaufen, und die Beamten konnten die Männer glücklicherweise gleich festnehmen“, sagt E. Der Obdachlose wurde mit Gesichts- und Rippenverletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Gegen die Täter wird wegen gefährlicher Körperverletzung, Widerstands gegen die Polizei und Beamtenbeleidigung ermittelt. Die beiden Russlanddeutschen sind bereits wegen Körperverletzung und Drogendelikten vorbestraft. Laut Aussage eines Polizeisprechers seien beide zum Zeitpunkt der Tat „sturzbetrunken“ gewesen.

Bereits Anfang Januar war ein 52-jähriger Obdachloser von zwei Sechzehnjährigen geschlagen und gedemütigt worden, indem einer von ihnen auf den am Boden liegenden Mann urinierte. Der andere filmte die Tat mit seinem Handy. Laut einer Polizeisprecherin seien beide Jugendlichen „schon mal aufgefallen“. Im Oktober 2006 war ein Obdachloser von fünf russlanddeutschen Jugendlichen auf einer Parkbank im Stadtteil Mühlenberg zusammen geschlagen worden. Auch sie hatten ihre Tat per Handy fotografiert.

Trotz der Übergriffe scheint die Stimmung untern den Obdachlosen in Hannover nicht übermäßig gedrückt zu sein. „Die Angst der Obdachlosen, überfallen zu werden, ist immer da“, sagt Uta Fremerey vom hannoveranischen Straßenmagazin Asphalt. Im Moment seien die Überfälle ein Thema. Für die Obdachlosen seien sie jedoch nichts Neues. Solche Dinge passierten viel öfter, als man darüber in der Presse lese.

Auch bei der Unterkunft für drogenabhängige Obdachlose der Johanniter Unfallhilfe Hannover-Leine hat man im Verhalten der Obdachlosen keine Veränderungen bemerkt. „Wir haben so viele Bewohner wie immer“, sagt Boris Sladkov von der Johanniter Unfallhilfe. Derzeit seien 44 der 50 Heimplätze belegt. JULIA BRODERSEN