Zoff auf der Tribüne

Martina Müller und Julia Schruff erreichen die zweite Runde in Melbourne. Benjamin Becker scheitert knapp

MELBOURNE dpa ■ Ein ungeliebtes Paar hat dem deutschen Tennis einen sieglosen Auftakt bei den Australian Open erspart. Die aus dem Fedcup-Team geworfenen Martina Müller und Julia Schruff sorgten am Montag in Melbourne für die einzigen deutschen Erfolge bei fünf Niederlagen. Schruff gewann nach zwei abgewehrten Matchbällen 4:6, 7:6, 6:4 gegen die Chinesin Jie Zheng, Müller hatte weniger Probleme beim 6:0, 6:3 gegen die argentinische Qualifikantin Jorgelina Cravero. Dagegen verpassten die deutschen Männer ihre Chancen gegen nicht überzeugende Favoriten. Björn Phau schied gegen den Schweizer Titelverteidiger Roger Federer mit 5:7, 0:6, 4:6 ebenso aus wie der grippekranke Rainer Schüttler, der 4:6, 6:2, 3:6, 2:6 gegen Vorjahresfinalist Marcos Baghdatis aus Zypern unterlag.

Benjamin Becker unterlag Marat Safin 7:5, 6:7, 6:3, 3:6, 4:6. Der Russe hatte die Australian Open 2005 gewonnen und war nach dem Match voll des Lobes: „Die Spieler haben viel Respekt vor Benjamin. Er hatte heute seine Chancen. Aber ehrlich gesagt: Ich habe mehr Erfahrung und hatte heute bei einigen Bällen auch mehr Glück.“ Auch Simon Greul und Sandra Klösel verabschiedeten sich.

Überschattet wurde der Turnierauftakt von ungewohnten Ausschreitungen. Beim Spiel des Kroaten Mario Ancic waren kroatische und serbische Fans aneinandergeraten. Nachdem es zunächst gegenseitige Beleidigungen gegeben hatte, flogen Flaschen, vereinzelt kam es sogar zu Prügeleien. Wie die Veranstalter mitteilten, wurden 150 Personen der Anlage verwiesen.

Am dichtesten an einer Überraschung dran war Becker. Die mögliche 2:0-Satzführung vergab der Saarländer durch einen schwachen Tiebreak. Im ersten Fünf-Satz-Match seiner Karriere brachte der 25-Jährige den dreimaligen Melbourne-Finalisten zwar immer wieder mit tollen Bällen beinahe zur Weißglut, machte bei hohem Risiko aber auch viele Fehler. Erst nach Mitternacht setzte sich die größere Routine des Daviscup-Siegers durch, der mit einem Break zum 3:2 die Basis zum Sieg legte.

Furios startete auch Björn Phau in sein Spiel. Er nahm Federer im ersten Satz gleich drei Mal den Aufschlag ab. „Das ist nicht normal für mich. Ich wurde ein bisschen nervös“, gestand der Schweizer, der den einzigen Vergleich gegen Phau 1999 verloren hatte. Phau servierte selbst aber so schwach, dass eine 5:3 nicht zur Satzführung reichte. „Er gewinnt einfach immer, auch wenn er schlecht spielt“, sagte Phau, der seinen Ärger aber vergessen will: „Ich werde wohl zufrieden sein, dass ich mich einigermaßen aus der Affäre gezogen habe.“ Von Federer bekam er bei der Gratulation ein unerwartetes Kompliment für eine gute Saison 2006.

Vier Jahre nach seinem Endspiel-Einzug erlebte Rainer Schüttler die nächste Enttäuschung, diesmal gegen Baghdatis. „Nach zweieinhalb Sätzen ging gar nichts mehr. Ich habe gedacht, ich kriege sogar Krämpfe in den Fingern“, sagte der auf Platz 100 der Weltrangliste zurückgefallene Korbacher. Der 30-Jährige hielt tapfer 2:24 Stunden lang durch, fragte den Physiotherapeuten in einer Behandlungspause aber resigniert: „Was mache ich bloß falsch?“

Vieles richtig machte dagegen Martina Müller, obwohl sie sich seit zweieinhalb Wochen mit einer Erkältung plagt. „Ich habe ziemlich gut angefangen, bei einem Grand Slam ist das ungewöhnlich für mich“, sagte sie. Sie trifft nun auf die Weltranglisten-Achte Jelena Dementjewa. Die Russin war im Vorjahr an gleicher Stelle an Müllers Freundin Julia Schruff gescheitert, die in Jie Zheng erneut eine höher eingestufte Spielerin schlug. Nach den zwei abgewehrten Matchbällen im zweiten Satz gab die 24 Jahre alte Augsburgerin im dritten Satz eine 4:0-Führung ab, ehe ihr Zheng mit einem Doppelfehler den Sieg schenkte. Vor der nächsten Gegnerin Eva Birnerova aus Tschechien hat Schruff nach zwei klaren Niederlagen großen Respekt: „Wenn man eine gesetzte Spielerin geschlagen hat, ist das zweite Match das schwerste.“