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Archiv-Artikel

Heim für Problem-Kinder soll sich wandeln

PÄDAGOGIK Das geschlossene Wohnheim für schwer erziehbare Kinder in Lohne war seit seiner Eröffnung politisch umstritten. Jetzt ändert die Heimleitung das Konzept

Es geht um Kinder, nicht älter als 14 Jahre, und schon öfter mit dem Gesetz in Konflikt geraten als viele Erwachsene. Für diese kleine aber schwierige Gruppe, die durch alle Netze der Jugendfürsorge gefallen ist, hat die niedersächsische Landesregierung 2010 in Lohne bei Vechta eine geschlossene Intensivtherapeutische Wohngruppe eingerichtet. Sieben Jungen wurden dort zuzeiten der CDU-FDP-Koalition untergebracht. Die Kritik der damaligen Opposition war heftig. Die Einrichtung wurde als „Kinderknast“ kritisiert. Seit dem Regierungswechsel im vergangenen Jahr war klar: Das Heim für diese Problem-Kids muss sich ändern. Derzeit arbeitet der Träger, die Caritas, an einem neuen Konzept.

Wie brisant das Thema ist, zeigt sich schon an der Frage, wie man das Verhalten der Kinder beschreiben soll. Die Kinder fallen auf, weil sie in der Schule Probleme oder auch eine kaum vorhandene Selbstkontrolle haben, so dass sie auch zur Gewalttätigkeit neigen. „Ich würde diese Kinder nicht als kriminell bezeichnen“, sagt Nina Oelkers, Erziehungswissenschaftlerin an der Universität Vechta.

Die Befürworter betrachten geschlossene Einrichtungen als ein Sicherheitsnetz. Denn ohne geschlossenen Kinderheime bleibe oft nur die geschlossene Kinder- oder Erwachsenenpsychiatrie - oder das Jugendgefängnis, sagten sie.

Die Caritas hat dem Sozialministerium Änderungen vorgeschlagen. So solle schneller geprüft werden, ob eine Lockerung möglich sei, sagt der Sprecher des Sozialministeriums, Uwe Hildebrandt. Die Zeit der komplett geschlossenen Unterbringung solle möglichst kurz sein. Das Caritas-Sozialwerk will das neue Konzept erst vorstellen, wenn es fertig ist, sagt Geschäftsführer Reinhard Möller.

Kürzlich hat sich der Sozialausschuss des Landtags das Kinderheim angeschaut. Der SPD-Abgeordnete Uwe Schwarz ist gegen die Mauer, die jetzt die Kinder vom Weglaufen abhalten soll. „Wir haben es mit Kindern zu tun. Wenn die an die frische Luft wollen, sitzen die in einem Exerzierhof. Da waren wir uns einig, das ist eine unerträgliche Situation.“  (dpa)