„Chance, Nein zu sagen“

VORTRAG Ein Verfechter des bedingungslosen Grundeinkommens präsentiert sein Modell

■ 54, ist gelernter Kfz-Meister und Gründer der „Partei sozial gerechter Demokratie“.

taz: Sie fordern schon seit über zehn Jahren ein bedingungslosen Grundeinkommen. Wie hoch soll das sein?

Matthias Dilthey: Es soll sich auf 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens belaufen. Das sind momentan zwischen 1.200 und 1.300 Euro.

Wovon soll das bezahlt werden?

Über eine Konsumsteuer, die auch Unternehmen betrifft, eine Kapitalverkehrssteuer und einer Gewinnsteuer.

Sie haben für Ihre Idee eine eigene Splitterpartei gegründet. Warum?

Es gibt keine andere Partei in Deutschland, die momentan versucht, die Emanzipation des Menschen von den Zwängen der Arbeitsgesellschaft und des calvinistischen Arbeitsethos‘ zu realisieren. Die Menschen werden, wenn es nach uns geht, aus Einsicht in die Notwendigkeit heraus handeln, nicht aus einem Zwang heraus. Eine FDP-nahe Stiftung hat mal die Frage gestellt: Ist der Mensch mit einem bedingungslosen Grundeinkommen politisch noch beherrschbar? Das bringt es auf den Punkt.

Kristina Vogt, Spitzenkandidatin der Linkspartei in Bremen, fürchtet, ein Grundeinkommen könne zu Lohndumping führen.

Das muss nicht sein, je nach Rahmenbedingungen. Das stellt sich die Frage: Arbeite ich, weil ich Geld verdienen muss oder weil ich die Notwendigkeit der Arbeit einsehe.

Unternehmen, so das Gegenargument, könnten auf der Basis des Grundeinkommens niedrige Löhne anbieten.

Ja, aber der Arbeitnehmer hat die Chance Nein zu sagen, wenn es ein Grundeinkommen gibt.

Wann kommt das Grundeinkommen?

In spätestens 50 Jahren – dann ist Automatisation soweit fortgeschritten, dass es zu wenig Arbeit gibt. Int.: mnz

19.30 Uhr, Auf der Kuhlen 1a