: Neue Kämpfe in Zentralafrikanischer Republik
Rebellenangriff nördlich der Hauptstadt Bangui. UN-Team reist erneut ins Land. Humanitäre Lage „sehr ernst“
BERLIN taz ■ Nach Wochen relativer Ruhe sind in der Zentralafrikanischen Republik erneut heftige Kämpfe zwischen Rebellen und der Regierungsarmee ausgebrochen. Die Armee erklärte, sie habe am Montag einen Rebellenangriff auf Paoua, 400 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bangui, abgewehrt. Nach Angaben von Helfern zwangen die heftigen Kämpfe die Bevölkerung, sich zu verstecken oder zu fliehen.
Bei den Angreifern soll es sich nach Armeeangaben um Kämpfer der APRD (Volksarmee zur Wiederherstellung der Republik und der Demokratie) handeln, die dem Expräsidenten Ange-Felix Patassé nahe steht und vom ehemaligen Armeeoberst Bedaya N’djadder Mounoumbaye geführt wird. Paoua ist die Heimatstadt Patassés, der 2003 vom heutigen Präsidenten François Bozizé gestürzt worden war.
Im November und Dezember 2006 hatte Frankreich mit Spezialtruppen in der Zentralafrikanischen Republik eingegriffen, um den Nordosten des Landes an der Grenze zu Sudan von der mutmaßlich sudanesisch unterstützten Rebellenbewegung UFDR (Union demokratischer Kräfte für Sammlung) zurückzuerobern. Französische Fallschirmjäger, offiziell als „Berater“ tätig, waren mit den Regierungstruppen sowie Einheiten aus dem Nachbarland Tschad im Einsatz.
Die APRD-Rebellion, die zuerst 2005 in Erscheinung trat, ist für den zentralafrikanischen Präsidenten Bozizé gefährlicher als die UFDR, denn ihr Operationsgebiet liegt näher an der Hauptstadt Bangui und ist dichter besiedelt als der Nordosten. Die Regierung hat immer versucht, dies herunterzuspielen und Rebellenangriffe auf organisierte Straßenbanditen zurückzuführen. Im Norden und Nordwesten des Landes hat sich Bozizé allerdings unbeliebt gemacht, weil seine Soldaten im Kampf gegen diverse Milizen, Rebellen und Straßenräuber zahlreiche Übergriffe gegen die Bevölkerung begangen haben. Nach UN-Schätzung sind 150.000 Menschen in dieser Region auf der Flucht; die meisten davon leben im Busch und ernähren sich von Wurzeln und Blättern. Weitere 70.000 sind nach Tschad oder Kamerun geflohen. Nothelfer vergleichen die Situation mit den schlimmsten Notlagen im sudanesischen Darfur. Zahlreiche Dörfer sind abgebrannt.
Angesichts dessen hat die UNO beschlossen, erneut ein Team in die Zentralafrikanische Republik zu schicken, um die Möglichkeit der Entsendung von Blauhelmtruppen zu prüfen. Die letzte UN-Mission mit diesem Ziel war im Dezember mit der Einschätzung zurückgekommen, eine UN-Stationierung sei sinnvoll, die Sicherheitslage lasse dies jedoch nicht zu. Die neue Mission, die nach Angaben des UN-Sonderbeauftragten Lamine Cissé nächste oder übernächste Woche abreisen soll, wird dies überprüfen und soll auch mit den Rebellen Kontakt aufnehmen. Cissé informierte darüber am Montag den UN-Sicherheitsrat und drückte die Hoffnung aus, dass es bald zu Friedensgesprächen in der Zentralafrikanischen Republik kommen werde. Der humanitäre Koordinator der UNO für das Land, Toby Lanzer, sagte: „Wir sind über die humanitäre Situation besorgt. Sie ist sehr ernst.“ DOMINIC JOHNSON