Flüchtlinge sitzen auf der Straße

TEILRÄUMUNG Bewohner der Gerhart-Hauptmann-Schule ohne Hausausweis sind jetzt obdachlos

Für die rund 40 Flüchtlinge in der besetzten Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg wurde vorerst eine Lösung gefunden. Für viele andere nicht: Bewohner der Schule ohne Hausausweis hatten keinen Anspruch darauf, in eine andere Unterkunft zu wechseln. All jene von ihnen, die sich nicht in dem Gebäude befanden, als die Polizei es abriegelte, verloren ihr Dach über dem Kopf. Auch die Aktivisten, die zu Protesten nach Brüssel gefahren waren, blieben bei den Verhandlungen mit den Behörden außen vor.

Wie viele das betrifft, lässt sich nur vermuten. In den Tagen des Polizeieinsatzes konnte man im Kiez zahlreiche Flüchtlinge beobachten, die mit Plastiktüten durch die Straßen zogen. Der Abgeordnete Fabio Reinhardt (Piraten) schätzt, dass rund 100 Flüchtlinge durch den Einsatz an der Schule obdachlos wurden. Unterstützerkreise seien gerade schwer damit beschäftigt, den Menschen privat Unterkünfte zu organisieren.

Eigentlich müssten sich die Bezirke um „unfreiwillige Obdachlosigkeit“ kümmern, sagt Reinhardt. Sie hätten aber keine Kapazitäten. Reinhardt fordert deshalb das Land auf, tätig zu werden. „Der Senat sollte eine zusätzliche Anzahl an Plätzen bereitstellen, um auch diese Menschen zu versorgen“, fordert der Abgeordnete.

Daraus wird wohl nichts: Aus der Sozialverwaltung hieß es am Dienstag, der Senat habe 227 Menschen aus der Schule untergebracht, die einen Hausausweis vorweisen konnten. Insgesamt lebten jetzt 553 Flüchtlinge in Unterkünften, die der Oranienplatz-Vereinbarung zugestimmt hätten. „Der Senat hat den Teil der Vereinbarung damit erfüllt“, so eine Sprecherin. ALL