: Die Publikation
PROVENIENZ Erforscht: die Galerie des 20. Jh.
Die Pressekonferenz, die der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), Hermann Parzinger, gemeinsam mit Berlins neuem Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten, Tim Renner, Montagmittag in der Neuen Nationalgalerie einberufen hatte, kam gut anderthalb Jahre zu früh.
Es ging um die Provenienzen der Galerie des 20. Jahrhunderts. Also der Kunstwerke, die das Land (West-)Berlin nach 1945 erwarb, um die Verluste der landeseigenen und staatlichen Museen während des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs etwas zu kompensieren. Das Land stellt die Gemälde, Papierarbeiten und Skulpturen der Neuen Nationalgalerie, dem Kupferstichkabinett und – wie die Restitution von Ernst Ludwig Kirchners „Berliner Straßenszene“ 2006 gelehrt hat – auch dem Brücke-Museum als Dauerleihgaben zur Verfügung.
Eine Causa Kirchner wird es wohl nicht wieder geben. Bei rund 450 Werken, die in einem vom Land Berlin (mit 350.000 Euro) und der SPK (mit 150.000 Euro) finanzierten, dreijährigen Projekt von den Provenienzforscherinnen Hanna Strzoda und Christina Thomson untersucht wurden, gibt es nur bei drei Werken Anhaltspunkte für einen möglichen NS-verfolgungsbedingten Verlust. Bei 61 Werken konnte die Herkunft nicht lückenlos geklärt werden. 9 Arbeiten davon wurden in die Datenbank Lost Art eingestellt.
Was mit den anderen 52 Werken passiert, welche davon wann bei Lost Art zu sehen sind, um welche Bilder es sich bei den drei problematischen Werken handelt, all diese Fragen wurden mit dem Hinweis auf die Publikation des Forschungsprojekts beantwortet. „Das kann man dann in der Publikation im Detail nachlesen. Sehen Sie es mir bitte nach, dass ich jetzt keine Namen von Künstlern parat habe“, so Frau Rybczy, Justiziarin des Landes Berlin.
Bis die Publikation verfügbar ist, wird es aber noch anderthalb Jahre dauern. Ihr Erscheinen ist auf Ende 2015 terminiert. Offenbar ist der Wunsch groß, bezüglich der Provenienzforschung mit Ergebnissen aufzuwarten. Nachdem sich erst gar nichts getan hat und als es dann nach 2000 losging, spielte sich das meiste hinter den Kulissen ab.
Immerhin darf man auf die Publikation gespannt sein. Sie will mehr als nur Datensammlung sein, nämlich auch „Toolbook“ (Renner) zur Provenienzforschung, unter anderem indem Galeristen und Kunsthändler der Nachkriegszeit vorgestellt werden. Bei den zweifelhaften drei Bildern handelt es sich im Übrigen um zwei Slevogts aus den Jahren 1906/07 und einen Franz Marc von 1909. WBG