Für immer Punk : Die Goldenen Zitronen
„Wat solln die Nazis raus aus Deutschland, wat hät denn des für a Sinn – die Nazis könne doch net naus, denn hier gehörn se hin.“ So eröffnete das Album „Schafott zum Fahrstuhl“, das vorletzte der „Goldenen Zitronen“. Damit stellen sie sich sowohl gegen nicht zuletzt in Punk-Kreisen, denen sie entstammen, übliche Parolen als auch gegen einen gesamtgesellschaftlich durchaus gängigen Hang, den Faschismus als etwas von außen über eine unschuldige Gesellschaft gekommenes Phänomen zu verharmlosen. Das löst wiederum den Anspruch ein, den die „Zitronen“ in ihren Fun-Punk-Tagen in „Für immer Punk“ formulierten. Insofern sind sie sich treu geblieben. Musikalisch setzen sie der Stagnation, in der weite Teile des einstigen, zumindest ästhetischen Aufbruchs dümpeln, stilistische Bockigkeit entgegen. Zu einem aufs Allerschönste schartig-grell rumpelnden Wave-Rock stellen sie Fragen, formulieren Bedenken. „Die Goldenen Zitronen“ haben sich gewissermaßen konsolidiert, wozu auch das stete Umbesetzen der Band, das Einholen von Gaststimmen und eine generelle Offenheit des musikalischen Konzepts gehört. Damit stehen sie recht allein da – musikalisch wie lyrisch. Irritierend auf beiden Ebenen gehören sie zu den erfreulichsten Erscheinungen des musikalischen Gegenwartsgeschehens. Und dürften wahrscheinlich das Aufregendste sein, was das Bremer Publikum in diesen Wochen zu hören und zu sehen bekommt.
Freitag, 20.30 Uhr, Alte Stauerei, Überseestadt