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Archiv-Artikel

„Ein großes Kunstwerk“

SOLIDARITÄT Kino 46 zeigt „Offside“ von Regisseur Panahi – den das iranische Regime eingesperrt hat

Von BES
Behzad Abbassi

■ 49, Übersetzer, Schauspieler und Theaterregisseur, in Khorramschahr geboren, emigrierte 1984 aus dem Iran nach Deutschland.

taz: Herr Abbassi, braucht es eine Solidaritätsveranstaltung, um sich den Film „Offside“ anzuschauen?

Behzad Abbassi: Nein, natürlich nicht. Das ist ein bedeutender Film, ein großes Kunstwerk.

Was mögen Sie an ihm besonders?

Eins, was für die deutschen Zuschauer leider wegfällt, sind die vielen Dialekte und Akzente der Darsteller. Das zeigt etwas von der Vielfalt des Landes und den Widersprüchen des Systems: Es gibt ein Draußen, in dem es die Vielfalt und dieses Nebeneinander gibt, auch von Männern und Frauen. Dadurch wird das ganze Spiel …

das Fußballspiel, bei dem Frauen trotz Verbot zuschauen?

Ja, das wird zu einem Offside-Match: Das eigentliche Spiel findet abseits des Platzes, auf den Rängen statt. Jafar Panahi benutzt die klare Linie, die diese Bereiche trennt.

Dass das Regime die Linien jetzt willkürlich verschoben hat, und Regisseure wie Panahi wegen möglicher kritischer Tendenzen eines geplanten Filmprojekts einsperrt – liegt das an der Angst, die Proteste der arabischen Welt könnten auf den Iran übergreifen?

Nicht nur: Gestern war der 32. Jahrestag der Revolution – und das ist natürlich ein wichtiges Datum im Iran. Es gab deshalb ja auch nicht nur die Urteile gegen die Regisseure Panahi und Mohammad Rasoulof. Auch gegen Ayatollah Mehdi Karubi ist ein Besuchsverbot verhängt worden, eine der Hauptfiguren der grünen Bewegung. Zwischen den Protesten in der arabischen Welt und im Iran, das ist wie ein gegenseitiges Geben und Nehmen.

INTERVIEW: BES

Sa, 19 Uhr, „Offside“ von Jafar Panahi, mit Einführung & Diskussion im Kino 46