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Archiv-Artikel

Neuer Pranger für BP

Bericht deckt grobe Sicherheitsmängel des Ölkonzerns auf

HOUSTON afp ■ Knapp zwei Jahre nach der verheerenden Explosion in einer Raffinerie des BP-Konzerns in Texas hat eine Untersuchung grobe Sicherheitsmängel bei dem britischen Ölriesen festgestellt. In allen fünf BP-Raffinerien in den USA habe der Konzern gleichgültig gegenüber Sicherheitsrisiken gehandelt, heißt es in einem 374-seitigen Bericht. Die Kommission unter dem ehemaligen US-Außenminister James Baker – eingesetzt auf Empfehlung der US-Regierung – sollte die Explosion der BP-Ölraffinerie in Texas City untersuchen. Bei der Detonation im März 2005 waren 15 Menschen getötet, 180 verletzt worden.

BP habe in den Raffinerien „ernsthafte Abweichungen von Sicherheitspraktiken toleriert“ und es bestehe „offenkundige Gleichgültigkeit gegenüber ernsthaften Sicherheitsrisiken im Prozessbereich“, heißt es in dem Bericht weiter. Der Konzern sei beim Betrieb seiner US-Raffinerien tendenziell „kurzfristig orientiert“ gewesen. BP ist in den USA auch wegen Umweltschäden stark unter Druck: Bei zwei Unglücken im März und August waren im größten Ölfeld der USA in Prudhoe Bay in Alaska große Mengen Rohöl ausgelaufen.

Die Kommission empfahl, die Kontrolle der Sicherheitsstandards besser zu organisieren. Außerdem solle ein unabhängiger Kontrolleur über die Fortschritte des Konzerns in den kommenden fünf Jahren regelmäßig berichten. BP-Chef John Browne sagte, der Konzern werde die Empfehlungen der Kommission umsetzen. Browne hatte am Montag seinen vorzeitigen Rücktritt angekündigt. Er will seinen Posten Ende Juli räumen.

Die US-Sicherheitsbehörde will Sicherheitsuntersuchungen auch auf die Chemieindustrie ausdehnen. „Das ist eine Gelegenheit für Untersuchungen und Reformen im weltweiten Maßstab“, sagte Behördenchefin Carolyn Merritt. Chemiekonzerne weltweit sollten sich fragen, ob sie genug Geld für Sicherheit ausgäben. Merritt hatte BP vorgeworfen, die Sicherheit aus Kostengründen vernachlässigt zu haben. Der Abschlussbericht soll am 20. März vorgelegt werden.