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Archiv-Artikel

KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

BRIGITTE WERNEBURG

Meine chinesischen Freunde“ nennt Alexander Ochs seine Galerieausstellung, in der er über 40 Arbeiten von 23 Künstlern aus den Jahren 1992 bis 2014 zeigt. Der prominenteste Freund heißt naturgemäß Ai Weiwei. Aber da sind noch eine ganze Menge anderer Freunde, die er in der Zeit, als er eine zweite Galerie in Beijing betrieb, kennengelernt hat und deren Kunst er Wert schätzt.

Etwa die Zhao Zhaos, der eine Gruppe kleinformatiger Gemälde zeigt, in der er, ohne sie namentlich zu nennen, Widerständler porträtiert. Dazu stellt er vermeintliche Abstraktionen, die tatsächlich Textilmuster uigurischer Herkunft zitieren. Zhao Zhao ist auch in der Uferhallen-Ausstellung „Die 8 der Wege“ vertreten, die noch bis Sonntag läuft. Die chinesischen Freunde kontextualisieren nun diese Schau historisch.

Um drei Beispiele zu nennen: 1995 bat Zuoxiao Zuzhou, Musiker, Künstler und Mitglied des East-Village-Kunstkollektivs, fünf Freunde, sich oben auf einem Berggipfel im Gras nackt aufeinanderzulegen, to „Add a Meter to the Nameless Mountain“. Das Foto der charmant gestapelten jugendlichen Körper erinnert daran, wie provokativ, dabei verspielt und ausgelassen, die Anfänge der zeitgenössischen Kunst nach 1989 in China waren.

Es waren die Fotos von Rong Rong, die das East Village und seine Bewohner richtig berühmt machten. Seine Aufnahme „1995.65“ zeigt den Geist, der in der dortigen Szene herrschte, wenn sich der Performancekünstler Zhang Huan in einer engen Gasse mit erigiertem Penis gegen eine Hauswand lehnt. Noch radikaler ist die Fotoserie „Twelve Flower Months“ (1999–2000) von Chen Lingyang. Denn während sie deutlich sichtbar menstruierte, fotografierte sie ihr eigenes Genital über ein Jahr hinweg jeden Monat in einem je besonderen alten Spiegel. (Bis 9. 8., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Besselstr. 14).

Passend am Fourth of July eröffnete bei Zwinger die Schau „My Uncle Sam“, wie im Infoblatt vermerkt, „eine kleine, schnell organisierte Galerieausstellung“, die assoziativ bleibt und von Zufälligkeiten bestimmt ist. Die aber haben Charme und Überzeugungskraft. Etwa Daniel Habeggers großformatiges Elvisporträt, das der Galerie aus den 90er Jahren geblieben ist. Der Künstler selbst ist auf den Spuren seines Idols nach Las Vegas gezogen. SUSI POP hält dagegen mit der monumentalisierten Bearbeitung des Fotos von George W. Bush am 11. September 2001 aus der Werkgruppe „People and Politics“. Ernsthaft auf die Kultur und Politik der USA lässt sich Bettina Allamoda mit ihren Collagen und Pop-ups aus den „Exorcist Revisited Series“ ein. (Bis 30. 8., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Mansteinstr. 5)