: Biber vor Hamburg
Seeadler, Rotmilan und Fischotter gedeihen im Land, freut sich Niedersachsens Umweltminister Sander
Alles eine Frage des Blickwinkels: Während Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) bei der Vorstellung des Umweltberichts beklagte, dass 40 Prozent der in Deutschland lebenden 45.000 Tierarten bedroht sind, verwies sein niedersächsischer Landes-Kollege Hans-Heinrich Sander (FDP) gestern auf die Erfolge jahrzehntelanger Artenschutzpolitik zwischen Harz und Küste. So kommt der südliche Goldregenpfeifer heute nur noch in Niedersachsen vor: Biologen bewachen die 17 Paare im Land rund um die Uhr in Zelten, damit Pluvialis apricaria altifrons nicht Füchsen zum Fraß wird. Sander freute sich gestern auch über die 20 Seeadler-Paare, die meist in der Elbtalaue brüten: „Bis 1990 waren die Vögel in Niedersachsen gar nicht mehr zu sehen.“
Die Zahl der Rotmilane hat sich dagegen bei 1.000 Paaren stabilisiert. „Ob wir den Rotmilan halten können, ist aber wegen der Schließung von Müllkippen fraglich“, erklärte Artenschutzreferent Bernd Hoffmann. Gut gedeiht auch das Birkhuhn: Inzwischen leben etwa 120.000 Tiere in niedersächsischen Mooren, vor 30 Jahren waren es gerade mal 5.000.
Sogar vom Aussterben bedrohte Säuger breiten sich immer stärker aus in Niedersachsen. Die Zahl der Fischotter hat sich seit 1991 von 18 auf heute 799 erhöht. Der Biber, von dem es nach dem Zweiten Weltkrieg bundesweit nur noch 50 Stück gab, hat sich seit den 90er Jahren an Ems und Haase, aber vor allem an der Elbe ausgebreitet. Heute gibt es fast 500 Tiere in Niedersachsen. Sie dürften weiter gen Norden ziehen: „Inzwischen“, sagte Hoffmann, „steht der Biber vor den Toren Hamburgs.“
Auch mit ungebetenen Gästen ist zu rechnen: Problembären dürften künftig zwar nicht im Nordwesten auftauchen, wohl aber Wölfe: Jäger wollen in der Gegend von Celle bereits auf Canis lupus getroffen sein. Minister Sander hält das nicht für eine Zeitungsente: Mit den Wölfen habe man „bereits seit einem Jahrzehnt“ gerechnet. KSC