Minimiert die Motte!

Laubsammeln ist bisher das einzige Mittel, die Kastanienbäume vor dem Befall durch den Schädling Miniermotte zu schützen. Ein Forschungsteam sucht aber nach anderen praktischen Maßnahmen

von Markus Wanzeck

„Rettet unsere Kastanie“ steht auf einer großen Plakatwand geschrieben. Daneben finden sich Spuren der ersten Rettungsaktion: Kniehohe Haufen rotbraun gefärbten Kastanienlaubs und an eine Parkbank gelehnt ein gutes Dutzend Laubrechen. Bis eben noch waren diese Utensilien im Einsatz. Eine Kita-Gruppe war zum Fototermin eingeladen, die diesjährige Laubsammelaktion zu eröffnen. Unterstützt wurde die Gruppe von Maria Krautzberger, Staatssekretärin für Verkehr und Umwelt, sowie Vera Gäde-Butzlaff, Vorstandsmitglied der Berliner Stadtreinigung (BSR), und Ralf-Thomas Stichel von der Außenwerbungsfirma Ströer.

Noch bis zum 11. November läuft die Laubsammelkampagne, mit dem die Senatsumweltverwaltung die städtischen Kastanienbäume vor dem Schädlingsbefall schützen will. Das aufgehäufte Kastanienlaub im Rücken, erläutert Henning Schahin das Ziel der Sammelaktion. Er ist in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zuständig für die Koordinierung der Kampagne. Wie schon in den vergangenen Jahren soll der Miniermotte der Kampf angesagt werden – einem Kastanienschädling, der die weiß blühenden Rosskastanien im Stadtgebiet inzwischen flächendeckend befallen hat.

Dass gerade eine Kita-Gruppe das stadtweite Laubsammeln einläutet, hat einen guten Grund. „Kitas und Schulen gehören zu unseren zuverlässigsten und effektivsten Partnern“, erklärt Schahin. 2002 wurde die Kampagne ins Leben gerufen. „Seitdem haben sich mit vielen Bildungseinrichtungen verlässliche Kooperationen ergeben, die oft durch umweltpädagogische Aspekte ergänzt werden.“

Auch einige Bürgerinitiativen beteiligten sich seit Jahren kontinuierlich. Selbst Parteien hätten das Thema inzwischen für sich entdeckt und organisierten eigenständig Sammelaktionen in den Bezirken, so Schahin. Das kann ihm nur recht sein. Er kann alle Hilfe brauchen – für die BSR allein wäre der Arbeitsaufwand nicht zu stemmen.

Umso eindringlicher appelliert er an die im Stadtgebiet ansässigen Firmen und an Privatinitiativen, sich des Problems anzunehmen. Ohne deren Unterstützung büße die Aktion viel von ihrer Effektivität ein. Die Beteiligung wird von städtischer Seite unterstützt: In allen Bezirken gibt es Ansprechpartner, die beratend und mit logistischer Unterstützung zur Seite stehen.

Das Aufsammeln und ordnungsgemäße Beseitigen des Kastanienlaubs ist derzeit das einzige Mittel, das der Ausbreitung der Mottenplage im Stadtgebiet entgegengesetzt werden kann, wie Barbara Jäckel, beim Pflanzenschutzamt Berlin zuständig für biologischen Pflanzenschutz, erklärt: „Zwar sind bereits chemische Bekämpfungsmethoden gegen die Mottenplage erprobt – in einem dicht besiedelten Gebiet wie Berlin allerdings kommt deren Einsatz nicht in Frage.“

Am 1. November geht ein – in Anlehnung an die lateinischen Fachbezeichnung der Miniermotte, Cameraria ohridella, „BerlinCam“ getauftes – Forschungsprojekt zu Ende, mit dem das Pflanzenschutzamt und die Technischen Fachhochschule seit 2003 umweltverträgliche und praxisorientierte Maßnahmen zur Schädlingsbekämpfung erarbeiten.

Mit ersten Ergebnissen des aus Senats- und EU-Geldern finanzierten Forschungsprojekts sei erst Anfang 2007 zu rechnen, so Jäckel. Allerdings prognostiziert sie der Laubsammelaktion eine gesicherte Zukunft: „Das Grundelement der Kastanienschädlingsbekämpfung wird wohl noch auf längere Sicht die Laubaktion sein.“

Die BSR hat eine Servicenummer eingerichtet: 030 - 75 92 49 00 Eine Liste mit den Ansprechpartner in den Bezirken findet sich unter: www.stadtentwicklung.berlin.de/pflanzenschutz/kastanienminiermotte