das wichtigste : Freiheit für Jamel
Das Dorf Jamel in Meck-Pomm wird seit 1992 von Neonazis terrorisiert. Jetzt will der Landtag eingreifen
WISMAR epd ■ Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern will mit Kommune und Polizei konkrete Maßnahmen für das unter rechtsextremer Gewalt leidende Dorf Jamel bei Wismar erarbeiten. Schon eine erhöhte Präsenz von Sicherheitskräften würde helfen, sagte Innenausschuss-Chef Norbert Nieszery (SPD) gestern nach einem Ortstermin des Gremiums. Wenn in Jamel an 350 Tagen im Jahr ein ungenehmigtes Feuer brenne, „dann muss man da eingreifen“.
Das Dorf werde ganz offensichtlich von Neonazis beherrscht. Der Ausschuss erwarte, dass solche Ausmaße rechtsextremen Handelns und Gedankenguts vermieden werden. Vielerorts in Mecklenburg-Vorpommern müsse er aber eine „gewisse Resignation“ gegen rechte Bestrebungen feststellen, bedauerte der Politiker.
Das Dorf Jamel wird seit 1992 von Neonazis systematisch terrorisiert. Nach Angaben des Gägelower Bürgermeisters, Ulrich Haroske (parteilos), gehören vier der derzeit neun bewohnten Häuser in Jamel einer Familie, die der rechten Szene zuzurechnen ist. Darin lebten 14 der 35 Dorfbewohner. Die seit über einem Jahrzehnt anhaltenden Belästigungen seien „extrem hoch“. Neben abgebrannten Häusern und Körperverletzungen habe es auch Schießübungen im Wald gegeben. Haroske kritisierte, dass in der Vergangenheit nicht immer zeitnah und sachgemäß Anzeigen verfolgt worden seien, etwa bei Bränden oder Schießübungen. Er erhoffe sich hier eine Verbesserung. Allein gegen den als Haupttäter verdächtigen Sven K. aus Jamel habe es bisher 49 Strafverfahren gegeben. Das Schild „Sperrgebiet!“ und die Hakenkreuze am Ortseingangsschild seien inzwischen verschwunden.