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Archiv-Artikel

Machtkämpfe mit Terroralarm

UGANDA Vor dem Finale der Fußball-WM gleicht das Land einem Kriegsgebiet. Terrorwarnungen prägen den Alltag, doch in Westuganda ist der Terror real

AUS KAMPALA SIMONE SCHLINDWEIN

Wer an Ugandas internationalem Flughafen ankommt, bekommt einen Zettel in die Hand gedrückt: „Sicherheitswarnung über potenzielle Terrorattacken“, steht darauf – vor allem in der Zeit des Ramadan. Man solle den Flughafen schnell verlassen, Einkaufszentren, Hotels und Regierungsgebäude meiden. „Gucken Sie sich die Fußballspiele zu Hause an!“, so die Empfehlung. In Uganda herrscht höchste Alarmbereitschaft. „Public Viewing“-Einrichtungen wurden verboten. Kneipen und Restaurants dürfen die Spiele nur zeigen, wenn Wärter am Eingang vorher alle Gäste durchsuchen.

An diesem Freitag ist der vierte Jahrestag des Terrorangriffs, bei dem sich am 11. Juli 2010 beim Finale der Fußball-WM in Südafrika zwei Selbstmordattentäter in die Luft sprengten – mitten in einer fußballbegeisterten Menschenmenge vor einer Leinwand im Stadion von Kampala: Es gab 74 Tote und 70 Verletzte. Die somalische islamistische al-Shabaab bekannte sich zur Tat. Ugandas Armee bekämpft im Rahmen der Friedensmission in Somalia die Miliz, die deshalb Uganda als Feind sieht.

Auch die US-Botschaft in Kampala gab jetzt eine Terrorwarnung heraus: Sie verwies auf Quellen aus Ugandas Polizei, die den Flughafen und Einkaufszentren als potenzielle Ziele identifizieren. Einige verdächtige Eritreer wurden verhaftetet, die aber wieder frei kamen.

Kampalas Innenstadt und Kneipenviertel sind voller Polizisten, Soldaten und gepanzerte Fahrzeuge. Überwachungskameras wurden installiert. Kampala wirkt wie ein Kriegsgebiet. Doch lauert die tatsächliche Bedrohung im Westen, im Distrikt Kasese an der Grenze zum Kongo. Eine bewaffnete Gruppe hatte am Wochenende 13 Attacken ausgeführt – gegen Polizeiwachen, Armeekasernen, Stationen des Nationalparks sowie eine Bank. 72 Menschen starben. Zivilisten wurden mit Macheten abgeschlachtet, Polizisten und Soldaten getötet. Die Angreifer erbeuteten laut Polizei 22 Waffen.

Präsident Yoweri Museveni schickte den Kommandant der Spezialkräfte, seinen Sohn Muhoozi Kainerugaba sowie den Polizeichef General Kale Kayihura nach Kasese. Was zunächst noch nach lokalen ethnischen Konflikten zwischen verfeindeten Volksgruppen aussah, könnte von seinen Feinden gesteuert worden sein, glaubt Museveni.

Vergangenes Jahr desertierte der Geheimdienstchef David Sejusa ins Exil nach London. Von dort aus droht er mit Instabilität, sollte Museveni bei den Wahlen 2016 erneut antreten oder seinen Sohn vorschicken. In den letzten Wochen wurden mehrfach Polizeistationen angegriffen, um Waffen zu erbeuten. Die Angreifer schienen Profis zu sein.

Jüngst mehrten sich Berichte über Desertionen aus der Armee. Die Angst geht um, dass Ex-Geheimdienstchef Sejusa die Fäden zieht. Schon längst läuft der Wahlkampf für das Präsidentenamt 2016. Jetzt die Armee aufmarschieren zu lassen, kann auch als Machtdemonstration verstanden werden.