: Sind ja bloß Muslime
betr.: „Gleichgültigkeit als Methode“, Debatte von Bettina Gaus, taz vom 18. 1. 07
Ich kann kaum ausdrücken, wie dankbar ich Ihnen für Ihren Artikel bin! Die bürgerliche Mehrheitsgesellschaft, sich selbst definierend über Mein-Job, Meine-Immobilie, Mein-Fitnessstudioabo, lebt inzwischen ausschließlich nach der Devise „Kein Mitgefühl für irgendwen, der nicht genauso ist wie ich“. Wenn ich in meinem persönlichen Umfeld versuche, in meiner Empörung für Fälle wie Kurnaz oder El Masri Gleichgesinnte zu finden, ernte ich mitleidiges, herablassendes Grinsen. Sind ja bloß Muslime. Und das von Leuten, die als die aufgeschlossene „Bildungselite“ gelten.
Selbst der Hinweis darauf, dass die hinter diesen Vorgängen stehenden strukturellen Verschlechterungen und das Verschwinden demokratischer Grundprinzipien ja in Kürze auch sie selbst betreffen könnten, wird zurückgewiesen. Man führt ja selbst ein ordentliches Leben. Steht ja jedem frei. Selbst schuld, wer sich nicht in den (immer enger werdenden) Mainstream einreiht.
Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun könnte. Die lokale Antirassismusarbeit versickert in der wohlwollenden Väterlichkeit von Integrationsministerien und multikulturellem Karneval, auf dem die immer gleiche Klientel die letzten Kräfte bündelt. Langsam gehen mir die Ideen aus, wie diese kranke Demokratie noch gerettet werden könnte. ANNETTE BÖCKER, Köln