: Wie Politiker Kinder retten wollen
Begrüßungskörbe oder Arztzwang: Sechs Pläne, wie Eltern daran gehindert werden, ihre Kinder zu zerstückeln
Eltern gehen mit dem misshandelten Kind zum Arzt, weil die Vorsorgeuntersuchungen verpflichtend sind. Das fordern vor allem Bayern und das Saarland und vielerorts die SPD. Der Arzt erkennt die Misshandlungen, leitet die Informationen an das zuständige Jugendamt weiter. Idealerweise fällt dem Arzt schon auf, wie die Eltern ihr Kind behandeln, bevor sie es misshandeln. Vielleicht merkt er es daran, dass sie eben nicht zur vorgeschriebenen Untersuchung kommen. Dann besucht das Jugendamt die Familie und prüft ihre Lebensumstände.Die Jugendämter bekommen mehr Personal. Diese Forderungen haben sogar OppositionspolitikerInnen nur selten in den Mund genommen. Es müssen ja alle sparen. Die kommunalen Jugendhilfeeinrichtungen bezeichnen sich selbst als chronisch unterbesetzt. Alle wollen, dass sie trotzdem besser und mehr arbeiten.Es muss viel früher eingegriffen werden. Entdecken Kinderarzt oder Jugendamt eine Misshandlung, ist sie schon geschehen. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) ist mit diesem Argument gegen die verpflichtenden U-Untersuchungen. Risikomütter werden am besten schon in der Schwangerschaft betreut, fordert sie. Spätestens nach der Entbindung haben sie Hilfsangebote vorliegen. In Nordrhein-Westfalen wird das in einem Düsseldorfer Modellprojekt zur Zeit erprobt. Vom Wochenbett an begleiten Ärzte und Sozialarbeiter Mütter, die sie in der Klinik als gefährdet eingestuft haben. Das sind sie, wenn es Anzeichen gibt, „dass die Mutter mit der Lebenssituation überfordert ist.“ Sie wird später in regelmäßigen Abständen besucht, dafür gibt sie in der Geburtsklinik eine schriftlich Einverständniserklärung ab.Städte freuen sich über Babies und gucken bei der Gelegenheit bei jedem Neugeborenen vorbei. In Dormagen und Gelsenkirchen wird das seit Jahren gemacht. Neueltern kriegen einen Begrüßungskorb, Glückwünsche und Tipps. Die Mitarbeiter des Jugendamts kriegen einen Einblick in die Familienverhältnisse – und wissen, wer Hilfe braucht.Spätestens im Kindergarten gibt es Hilfe. Für die Familienzentren, von denen es bis Ende 2007 1.000 in NRW geben soll, wird Familienminister Armin Laschet bundesweit gelobt. Ärzte, Schuldner- und Erziehungsberatungen sollen unter das Dach der Kita, damit Eltern sie auch tatsächlich nutzen.Außerdem wird ein Kindergartenjahr kostenfrei. Das soll auch die letzten Eltern dazu bewegen, ihre Kinder in den Kindergarten zu schicken. Wie das finanziert werden soll, hat bis jetzt noch keine Partei schlüssig errechnet. Statt Kindergeld, lautet eine Rechenvorschlag von NRWs Minister Laschet. Bis dahin hat er den Kindergärten in NRW aber erst mal die Zuschüsse gestrichen. MIB