: Eigenwillige Klangästhetik
Die Band „Station 17“ präsentiert am Freitagabend ihr fünftes Album „Mikroprofessor“. Die Proben gestalten sich aber schwierig: In den Räumen der Band wurde eingebrochen, das Equipment gestohlen und zerstört
18 Jahre ist es her, dass Kai Boysen zusammen mit „behinderten“ und „nicht behinderten“ MusikerInnen die ungewöhnliche Formation „Station 17“ gründete. Seit ebenso vielen Jahren steht die Band jenseits jeglichen Gutmenschen-Gestus’ für die Entwicklung einer eigenwilligen Klangästhetik, in den 90ern schlagkräftig unterstützt von Produzenten wie Holger Czukay („Can“), F. M. Einheit („Einstürzende Neubauten“) oder Thomas Fehlmann („Kompakt“-Label, „The Orb“).
Nach zahllosen Tourneen und Nebenprojekten steht nun das fünfte Album „Mikroprofessor“ in den Regalen. Produziert von Nils Kacirek, ehemals Mitglied der Drum&Bass-Combo „plexiq“, „Click“-Betreiber Harre Kühnast, „Slime“-Mitgründer Christian Mevs und Christian Fleck von „Das wissenschaftliche Orchester“, erobern „Station 17“ den Dancefloor. House und Breakbeats, Raveflächen, Synthiebässe und Keyboard-Loops: „Mikroprofessor“ kommt trotz kollektiver Studioimprovisation und intendiertem Zufall in „Can“’scher Manier wie aus einem Guss daher.
Da erklingt zum sonnig-verträumten Beat die Hommage an das Kopfkissen „Nadine“ des Sängers Dennis Seidel, wird mit pumpendem Bass „Fahrstuhl“ gefahren, die „Grüne Linie“ der S-Bahn auf Tanztauglichkeit getestet und in „Fahrensehn“ schon mal unbeabsichtigt „Kraftwerk“s „Autobahn“ zitiert.
Am Freitagabend präsentieren „Station 17“ ihr neues Werk im Uebel & Gefährlich. Die Proben dafür werden sich indes schwierig gestalten, denn in der Nacht zum Mittwoch wurde in den Räumen der Band in der Tagesstätte „barner 16“ in Altona eingebrochen. Die Instrumente der MusikerInnen – die diesen selbst und nicht der Einrichtung gehörten –, die Anlage im Proberaum und das Studio-Equipment wurden teilweise gestohlen oder zerstört, der behindertengerechte Bus geklaut und die Büro- und Aufenthaltsräume verwüstet. Nun müssen Instrumente neu beschafft oder geliehen werden. Wer am Freitagabend im Uebel & Gefährlich vorstellig wird, erlebt also nicht nur ein außergewöhnliches Konzert, sondern leistet bitter nötige Hilfe.
ROBERT MATTHIES