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Archiv-Artikel

Die Wertschöpfung der Kreativen

Bremen braucht nach Ansicht der Grünen dringend einen „Kulturwirtschaftsbericht“. Kastendiek will erst definieren

Elf Bundesländer haben ihn schon, seit kurzem auch der Schwestern-Stadtstaat Hamburg: einen Kulturwirtschaftsbericht – also eine statistische Erfassung der ökonomischen Bedeutung, die Verlagswesen, Buchhandel, Filmproduktion oder Designwirtschaft für das jeweilige Land haben, inklusive einer Handlungsstrategie zur Förderung dieser „Creative Industries“. Durch eine „Große Anfrage“ in der Bürgerschaft wollte die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen jetzt in Erfahrung bringen, warum Bremen diesbezüglich hinterherhinkt. Schließlich dürfe man Kultur nicht nur als ständigen Bittsteller in Sachen Subventionierung wahrnehmen, sondern auch als ökonomischen Faktor, der in seiner Bruttowertschöpfung zwischen chemischer Produktion und der Energiewirtschaft rangiere.

Jörg Kastendiek (CDU), als Kultur- und Wirtschaftssenator für eine Antwort prädestiniert, betonte ebenfalls die wachsende Bedeutung der Kulturwirtschaft, die bundesweit jährlich 35 Milliarden Euro – die sechs Milliarden an öffentlicher Kulturförderung bereits abgezogen – erwirtschafte. Konkrete Zahlen für Bremen seien jedoch „nicht ohne weiteres zu beschaffen“. Kastendiek verwies auf eine „Vorstudie“, die Ende der 90er im Rahmen der Gemeinsamen Landesplanung Bremen/Niedersachsen durchgeführt wurde und ein „bis dahin öffentlich und politisch nicht wahrgenommenes Potential“ von circa 8.000 Betrieben und Selbstständigen mit insgesamt 55.000 Beschäftigten „entdeckt“ habe. Die Wirtschaftsministerkonferenz habe Ende 2003 den Aufbau einer „Datenbank Kulturwirtschaft“ beschlossen, zwei Jahre später habe auch die Kultusministerkonferenz ein entsprechendes Datenerhebungs-Projekt einstimmig auf den Weg gebracht, in dem zunächst einmal die einheitliche Definition des Begriffs geklärt werde. Kastendiek: „Ein Zeitpunkt für die Vorlage des Ergebnisses ist derzeit nicht bekannt.“

Bereits jetzt unbestreitbar sei allerdings – etwa anhand der Überseestadt – die Bedeutung der Kulturwirtschaft als End- und Zwischennutzer leerstehender Immobilien. Henning Bleyl